Sommergefühl
„Geh aus mein Herz und suche Freud, in dieser lieben Sommerzeit an deines Gottes Gaben“ singen wir jetzt grad oft. So ein bisschen schon mit dem Gefühl, den Sommer noch ein wenig festhalten zu wollen. Schau an, wie sich Gottes Gaben „ausgeschmücket“ haben, heißt es da in diesem alten Kirchenlied von Paul Gerhardt aus dem 17. Jahrhundert. „Ausgeschmücket“ ist ein altes Wort. Find ich aber schön. In die Natur schauen. Was zu dieser Jahreszeit da alles an Schmuck ist. Taglilien zum Beispiel: gelbe Blüten auf hohen Stängeln, die nur einen Tag offen sind. Rosen in allen erdenklichen Farben.
Ich habe vor einigen Wochen eine holsteinische Duftrose geschenkt bekommen und im Garten eingebuddelt, die blüht jetzt schon wieder. Und duftet wunderbar. Weiß blüht sie. Eine andere Rose heißt Leonardo. Oft bleibe ich einfach im Garten stehen. Schließe die Augen und rieche den Sommerduft. Und höre die Insekten an den Blüten und um meine Ohren. Schön ist es, nach einem Regenschauer draußen im Garten zu stehen und alle Sinne auf Empfang zu schalten. Für mich ist das ein starkes Sommergefühl. In einem Vers von „Geh aus mein Herz“ heißt es: „Hilf mir und segne meinen Geist, mit Segen, der vom Himmel fließt, dass ich dir stetig blühe. Gib, dass der Sommer deiner Gnad, in meiner Seele früh und spat, viel Glaubensfrüchte ziehe.“
Es ist schon wie ein inneres Aufblühen im Sommer, Sonne getankt, ein bisschen Farbe im Taunus bekommen, viele um einen herum haben gute Laune. Und die Glaubensfrüchte, von denen das Lied am Ende klingt? Ich mache mir jetzt keine Sorgen. Die werden schon aus mir heraus purzeln, einfach so. Weil dieses Sommergefühl ansteckend ist und heraus gelebt werden will. Weil ich die innere Freude, die Schönheit um mich herum, die Farben, den Duft auch ausstrahlen kann. Vielleicht erst einmal als Lächeln, als Zeithaben, als freundliche Geste.
Mit den Früchten ist es ja so, dass es ganz viele unterschiedliche gibt. So auch mit den Glaubensfrüchten. Manches gelingt überraschenderweise, von dem ich das gar nicht erwartet hatte. Plötzlich bekam ich neue Hoffnung, einen Lichtblick, ein Aha-Erlebnis. Mal sehen, mit was mich der Sommer quasi angesteckt hat, an Lebensfreude zum Austeilen. Hoffnungsfroh da, wo meine Glaubensfrüchte gebraucht werden.