Rausgehen
Neugierig habe ich mit einigen Leuten aus meiner evangelischen Gemeinde im internet gesehen, wie der weiße Rauch aufstieg. Dann die 70 Minuten gewartet. Es war schon interessant, was Moderatoren im Fernsehen so erzählen können, wenn eigentlich noch nichts passiert. Papst Franziskus haben wir überrascht und gleich mit Sympathie gesehen.
Gleich haben wir eine Email an unseren „Ökumenischen Ausschuss Schmitten“ geschrieben und herzlich gratuliert. Wir sind jetzt neugierig auf das, was sich vielleicht zu einem Mehr an Miteinander und Nähe entwickeln kann. Interessant finde ich, was Papst Franziskus vor einiger Zeit in einer Predigt seinen Argentiniern aufgetragen hat. Noch als Kardinal Bergoglio hat er die Christen aufgefordert „rauszugehen“. Nicht den Glauben im stillen Kämmerlein zu leben, sondern damit mutig rauszugehen.
In drei Schritten hat er das entfaltet und das finde ich beeindruckend: „Rausgehen, um Zeugnis abzulegen“, ist der erste Schritt. Nicht die Sache mit Gott einmauern in den eigenen Privatbereich, nicht Gott einengen auf Feiertags- und Festtagsinseln. Dann als zweiten Schritt predigte Bergoglio: „Rausgehen, um sich für den Bruder und die Schwester zu interessieren.“ Das gefällt mir. Nie fertig sein mit Menschen um mich herum. Sie quasi schnell einzuordnen in gedankliche Schubladen. Weil ich vielleicht gar nichts Neues mehr von Ihnen erwarte. Neugierig zu sein, was Menschen um mich herum umtreibt, antreibt oder belastet.
Ich will mir vornehmen, neu mit echtem Interesse auf Menschen in meinem Umfeld zuzugehen, mir dafür auch Zeit nehmen. Ich möchte nicht mehr zu schnell urteilen, aburteilen, bevor ich überhaupt versucht habe, Menschen um mich als Geschwister zu verstehen. Vielleicht sogar etwas Neues am Anderen wertschätzen, was ich bislang achtlos übersehen habe. Der dritte Schritt in der Predigt des damaligen argentinischen Kardinals ist: „Rausgehen, um zu teilen, rausgehen, um Fragen zu stellen.“
Eine gute Einladung. Anfangs werde ich meine Zeit teilen, das Kostbarste, was ich zum Teilen habe, meine Lebenszeit. Ich stelle mich meinen eigenen Lebens- und Sinnfragen und teile die. Teile die mit. Mache mich mit anderen auf die Suche nach Antworten. Ein Stückchen werde ich auch angreifbar mit meinen Fragen, weil ich alleine nicht weiter weiß. Ich frage einfach, draußen, offen. Nach Sinn. Nach der Art, wie ich meinen Glauben leben kann. Wie wir das zusammen können. Denn ganz alleine kann ichs nicht. Wenn ich nur bei mir drin bleibe, drehe ich mich oft im Kreis, zergrübel mich. Rausgehen, nicht drinnen einsam grübelnd mit meinen Glaubensfragen verhocken. Rausgehen – eine gute Einladung vom neuen Papst.