Probleme geben Haltt
Er hatte eine Kreuzfahrt gebucht. Vielleicht hatte er sich auch durch seine Frau dazu überreden lassen, die sich ein solches Vergnügen schon immer mal gönnen wollte. Er war eher skeptisch. Und die Skepsis steigerte sich, je näher der Termin der Abreise rückte. Wer weiß, was das für Menschen sind auf dem Schiff. Wahrscheinlich alles Neureiche, die mit dem Geld nur so um sich werfen. Da können wir doch gar nicht mithalten! Oder: Vielleicht braucht man da einen Frack. Oder zumindest einen Smoking? Oder: Schiffe sind heutzutage auch nicht mehr sicher. Denk doch nur an die Costa Concordia, die immer noch quer im Wasser liegt.
Man sah es ihm an, wie schwer er trug an dieser - wie er fand - unverantwortlich riskanten Reise. Seine Frau und wir Freunde reagierten zuerst mit Verständnis: Warte doch erst mal ab. Und das mit der Kleiderfrage kläre ich telefonisch. Freu dich doch einfach drauf! Aber weil er alle Ratschläge in den Wind schlug, wurden wir langsam ungehalten und waren uns sicher: Er will sich Sorgen machen. Das, was schön sein könnte und auf was sich seine Frau seit langem freut, lässt er gar nicht an sich heran, sammelt dagegen immer neue, zum Teil abwegige Argumente, warum man besser doch Zuhause bleibt.
Bei ihm ist es überdeutlich. Bei mir und anderen aber auch eine ständige Gefahr, dass wir uns auf die möglichen Probleme konzentrieren statt uns auf das zu freuen, was uns glücklich machen könnte. Isabell Allende schreibt in einem ihrer Romane: "Glück hat etwas Seifiges, es glitscht einem durch die Finger. An Problemen dagegen kann man sich festklammern, sie sind rau und hart und geben Halt." (Isabell Allende, Mayas Tagebuch, S. 150). Dagegen helfen Mahnungen und Befehle wenig: Mach dir keine Sorgen! Stell dich nicht so an!
Ich glaube, hier hilft nur die Einsicht, dass ich die entscheidenden Dinge im Leben nicht selbst in der Hand habe. Dass ich gelassener werde, wenn ich lerne loszulassen. Jesus sagt den Menschen, die in der Gefahr stehen, sich von ihren Sorgen auffressen zu lassen: Wer ist unter euch, der seines Lebens Länge eine Spanne zusetzen könnte, wie sehr er sich auch darum sorgt? Seht die Vögel unter dem Himmel. Sie sähen nicht. Sie ernten nicht. Und euer himmlischer Vater ernährt sie doch!