Nach dem Urlaub: Zurück in die Täler
Nach anstrengendem Aufstieg oben auf einem Gipfel anzukommen, für mich gehört das zu den ganz besonderen Erfahrungen eines Urlaubs in den Bergen. Auf dem Weg nach oben ist die Stimmung eher durchwachsen. Da wird Schweiß gewischt, da werden zwischen schnellen Atemzügen Selbstgespräche geführt: \"Und das alles freiwillig! Warum tut man sich das bloß an?\" Aber oben angekommen sind die Mühen vergessen. Da liegt die Welt unter einem. Man kann in ihr lesen wie in einem offenen Buch. Ich sehe das Tal, aus dem wir aufgestiegen sind, und den Weg, auf dem wir uns geplagt haben. Und ich genieße die Stille.
Hier oben ist die Welt noch in Ordnung. Hier sollte man die Zeit vergessen und einfach sitzen bleiben. Aber dann kommen am Horizont Wolken auf und wir packen unsere Sachen zusammen und gehen zügig wieder hinab ins Tal, aus dem wir gekommen sind. Die Gipfel der Berge sind zum Bleiben nicht gemacht. Das müssen auch die Menschen einsehen, die mit Jesus einen Berg bestiegen haben und das Glück des Gipfels besonders intensiv erleben. "Hier lasst uns bleiben", sagen sie. "Hier lasst uns Hütten bauen". Jesus lässt sich darauf nicht ein. Sie brechen auf und gehen wieder zurück ins Tal. Gipfel, Höhepunkte des Glücks und Plätze besonders tiefer Erfahrung, sind zum Bleiben nicht gedacht und nicht gemacht.
Die ersten hessischen Sommerurlauber sind inzwischen wieder zurück von ihren Ferien-Highlights. Von ihren Berggipfeln. Oder ihrem Blick übers weite Meer. Heute Morgen beginnt für viele wieder der Alltag. Ein bisschen Wehmut ist schon dabei beim Blick zurück. Wie schnell diese kostbare Zeit vergangen ist. Wie schön, wenn man sie noch mal zurückdrehen könnte. Aber nicht die Gipfel sind unsere Heimat, sondern Orte weiter unten im Tal oder am halben Berg. Hier spielen Uhr und Terminkalender wohl oder übel wieder eine wichtige Rolle. Wahrscheinlich muss das so sein. Denn ich bin mir sicher: Höhepunkte genießen wir nur dann, wenn sie das Besondere bleiben und nicht zur Regel werden. Aber die Erinnerung an die Gipfel mitnehmen und immer wieder vom Glück der Berge zehren, das kann uns niemand nehmen.