hr1 ZUSPRUCH
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Kristen, Dr. Peter

Eine Sendung von

Evangelischer Pfarrer und Studienleiter, Religionspädagogisches Institut Darmstadt

Mut

Mut

Es mag einsame Helden geben, die ganz von sich allein mutig sind. Von mir kenn ich das anders: Ich bin oft erst mutig, wenn ich ermutigt werde. Auch anderen geht das so. Als Schulseelsorger begegnen mir auch Menschen, die ganz starr sind vor Angst und ihren nächsten Schritt erst suchen, zaghaft und unsicher. Wenn ich sie berate, versuche ich, die Welt aus ihren Augen zu sehen, ihnen aus dem Herzen zu sprechen. Ich suche mit ihnen nach einem nächsten Schritt, der jetzt für sie passt und ermutige sie dann, ihn zu tun. Für die Schüler, die ich berate, ist zum Beispiel so was mutig: Maja hat sich Hilfe geholt, obwohl alle „Petze“ gerufen haben. Auch etwas gerade nicht zu tun, kann mutig sein:  Victor ist gegangen, als auf der Party ein Joint herumgereicht wurde.

Der Apostel Paulus hat einmal in einem Brief geschrieben: „Gott ermutigt uns in aller Not. Und so können wir anderen Menschen in ihrer Not Mut machen.“ (2.Kor 1,3) Ich glaube, so ist das mit dem Mut. Damit ich andere ermutigen kann, muss ich selbst ermutigt worden sein.

Ganz ähnlich hat es Joachim Gauck, der Bundespräsident, mal an seine Enkelin Josephine geschrieben: „Zu hören, zu glauben, sich darauf zu verlassen, dass wir ganz zuletzt … nicht mehr unserer Angst gehören, sondern Gott, dass eine stärkere Liebe existiert als die, die wir Menschen zustande bringen, das, Josephine, lässt manche Menschen Hoffnung finden, wenn andere aufgeben. Es lässt sie Schritte machen, wenn andere schon liegengeblieben sind.“ 

Gut gesagt, finde ich. Denn es mag einsame Helden zwar geben. Aber ich habe erfahren, dass es gut ist, wenn man ermutigt wird. Von Gott und den Menschen. Mut entsteht aus der Gewissheit, dass wir am Ende nicht der Angst, sondern Gott gehören. Darum kann ich und können andere ihre nächsten Schritte gehen. Bedacht, überlegt, vertrauensvoll.