hr1 ZUSPRUCH
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Wildfang, Christoph

Eine Sendung von

Evangelischer Pfarrer, Arnoldshain

Gibt's auch nen Flennes?

Gibt's auch nen Flennes?

Manchmal ist es so, dass man bei einer Beerdigung ganz alleine ist als Pfarrer. Allein mit der Urne oder dem Sarg. Keiner kommt, um Abschied zu nehmen. Ich hatte das schon in Großstädten hier in der Nähe gesehen:  eine große Holzpalette mit Urnen drauf, die dann alle würdig, aber ohne Begleitung in die Erde getan werden. In meinem kleinen Taunusort hatte ich das so nicht erwartet. Manchmal ist es aber so. Es gibt unterschiedliche Gründe.

Als ich das das letzte Mal so auf mich zukommen sah, habe ich im Gottesdienst davor gefragt, ob nicht jemand Zeit hat zu kommen, wenn wir einen Menschen ohne Begleitung beerdigen. Vier Menschen kamen dann auf den Friedhof und ich redete zu ihnen über das Leben, den Tod und die Auferstehung. Auf dem anonymen Gräberfeld. Geduldig hörten sie zu. Keiner hatte den Menschen gekannt, von dem wir Abschied nahmen. Ein mir unbekannter Mann im dunklen Anzug hatte die Urne in die Erde gelegt. Ob er nun weggehen könne, fragte er.

Ich nickte und später merkte ich, dass das vielleicht ein Fehler gewesen war. Denn nach dem Segen standen wir um die Urne in der Erde. Ob wir nun zuschippen sollten? Keiner wusste es so richtig. Besser wäre es wohl. Aber macht man das so einfach? Einfach so? Und dann ein bisschen festtreten oder lieber nicht? Oder zuerst den Sand hinterherschütten und dann die Erde – und wie hoch? Komisch, dass man bei so einer Sache, die doch zum Leben gehört, so unsicher ist. Ein paar  Blumen vom Altar hatte ich mitgebracht. Die gab ich den Beerdigungsbesuchern in die Hand.

Es ist traurig, wenn einer so einsam geht. Aber gut war es, dass einige Menschen ihm die Ehre gegeben hatten. Stellvertretend eben. Und Gottes Wort haben wir gehört. Uns auch selbst getröstet mit der guten Botschaft von der Auferstehung Jesu. „Gibt´s auch einen Flennes?“ fragt eine in mein Sinnieren hinein. So heißt bei uns in der Gegend der Kaffee nach der Beerdigung. Ja, sage ich, ich koche Kaffee. Bringt einer Kuchen von der Bäckerei mit? Treffen wir uns im Gemeindezentrum in einer Viertelstunde.