Geben und Mut machen
„Wenn jemand die Gabe hat zu ermutigen, soll er Mut machen. Wer etwas gibt, soll das ohne Hintergedanken tun.“ (Röm 12,8) Das hat der Apostel Paulus an die christliche Gemeinde in Rom geschrieben. Mut machen und geben ohne Hintergedanken, das gehört zusammen. Berufsschüler in Büdingen haben das erlebt. Mut braucht man oft für den ersten Schritt, wenn etwas Neues beginnt, haben sich Lehrerinnen und Lehrer gedacht und die Neuen an ihrer Schule mit einer mutigen, aber vielversprechende Einführung willkommen geheißen: In kleinen Gruppen sollten die 16- bis 18-Jährigen losziehen und drei Aufgaben erledigen:
Erstens: Sich selbst hinter den Lenkrädern möglichst vieler Fahrzeuge fotografieren. Zweitens: Eine Büroklammer gegen etwas Wertvolleres eintauschen und drittens ein ganz besonderes Fotomotiv suchen. Andreas Weik, Schulseelsorger an der Berufsschule in Büdingen gesteht: „Bei der Planung hatten wir schon Bedenken, ob das so klappen würde.“ „Wer sagt denn, dass sich unsere Neuen nicht einfach frustriert in die Eisdiele setzen...?“ Aber ihr Mut hat sich gelohnt: Da gab es Bilder hinter dem Lenkrad eines tollen Sportwagens beim Autohändler, Berufsschüler auf einem Bobbycar in Spielwarengeschäft und am Steuer eines Polizeiautos.
Leute auf der Straße und Geschäftsleute in der Stadt hatten die Büroklammer freigiebig gegen etwas anderes eingetauscht: ein 10 Cent-Stück zuerst, dann einen Schokoriegel, Schlüsselanhänger, Brillenetui, Armbanduhr. Unglaublich. Und dann das besondere Fotomotiv: Die Gruppe, die sich im Schaufenster eines Bekleidungsgeschäfts als Schaufensterpuppen fotografieren durfte, hatte wohl schon damit gerechnet, das allertollste Motiv zu haben. Da wussten sie noch nichts vom Inhaber eines Fotogeschäfts. Der hat spontan seinen Laden abgeschlossen und die Berufsschüler zu einem Fotoshooting mit einem tollen Baum im Park eingeladen. Das Ergebnis war unschlagbar.
Total begeistert waren die Schüler: Isabell erzählt: Der Besitzer eines Haushaltswarengeschäfts hat selbst nach der dritten oder vierten Gruppe, die bei ihm etwas eintauschen wollte, die Geduld nicht verloren. „Wir haben wirklich aus nicht etwas gemacht“, sagt Florian zum Büroklammertausch. Fabienne sagt: „Ich habe bei diesen Aufgaben erst gemerkt, wie viele freundliche Leute es in unserer Stadt gibt“. Und Meryem meint: „Wir hatten einen tollen Start in die Berufsschule. Da ist so schnell Mut und Vertrauen entstanden. Geben ohne Hintergedanken und Mut machen, das gehört zusammen.