hr1 ZUSPRUCH
hr1
Kristen, Dr. Peter

Eine Sendung von

Evangelischer Pfarrer und Studienleiter, Religionspädagogisches Institut Darmstadt

Frieden nach der Wahl

Frieden nach der Wahl

Für Einige ist es gestern Abend spät geworden. Als freiwillige Wahlhelfer haben sie stundenlang im Wahllokal gesessen, in Kindergärten, Schulen oder Gemeindehäusern. Sie haben mit dafür gesorgt, dass die Wahlen fair und geheim abgelaufen sind und dann noch die Stimmen ausgezählt: Die Bundestagswahl, dann die Landtagswahl und dann auch noch die Stimmen zur Bürgermeisterwahl z.B. in Kefenrod oder Taunusstein.

Sie haben dazu beigetragen, dass wir faire Wahlen erlebt haben. Dabei ist es keineswegs selbstverständlich, dass wir uns jetzt auf das Ergebnis verlassen und es akzeptieren können. Egal ob wir uns dieses oder ein anderes gewünscht haben. Bei einer der letzten Wahlen hatten wir Menschen aus Indien zu Gast. Die haben wie selbstverständlich damit gerechnet, dass der Verdacht der Wahlmanipulation zu Unruhen führen würde, wenn das Ergebnis bekanntgegeben ist.  Ich bin dafür dankbar, dass wir so etwas nicht befürchten müssen.

Winston Churchill hat mal gesagt: „Demokratie ist die Notwendigkeit, sich gelegentlich den Ansichten anderer Leute zu beugen.“ Churchill war britischer Premierminister, als die Alliierten gegen die Hitler-Diktatur und für die Demokratie in Europa gekämpft haben. Jetzt werden die Gewinner der Wahl für vier Jahre Macht auf Zeit bekommen und auf den Weg bringen können, was sie den Menschen vor der Wahl versprochen haben, oder ihre Versprechen korrigieren müssen. Und die Verlierer? Die haben nicht nur verloren, sie haben es durch ihr Engagement erst möglich gemacht, dass sich alle eine Meinung bilden und ihre Wahl treffen konnten.

Für mich sind es zwei Dinge, die eine Demokratie am besten leisten kann: Sie verwirklicht die Gleichheit und Gleichwertigkeit aller Menschen wie es einem christlichen Menschenbild entspricht. Und sie gibt allen Menschen die Möglichkeit, ihre Freiheit zum Guten zu nutzen und sich für das Gemeinwohl zu engagieren. Gerade heute beten viele Christen für politische Entscheidungsträger. Das haben schon die frühen Christen getan. Ich finde, ihre Begründung dafür gilt auch heute: „Denn wir wollen in Ruhe und Frieden leben – in ungehinderter Ausübung unseres Glaubens und in Würde. (1.Timotheus 2)