Flüchtlinge in Frankfurter Kirchengemeinde
Die Frankfurter Kirche mit dem lateinischen Namen „Cantate Domino“ ist groß, ist hell, hat Platz für viele. An einem Sonntag Anfang November hatte man sich dort in einem Gottesdienst ziemlich spontan entschlossen, 22 afrikanischen Flüchtlingen einen Seitenflügel der Kirche zu überlassen. Die Männer hatten vorher monatelang unter einer Mainbrücke gehaust.
Cantate Domino – das heißt auf Deutsch: Singt dem Herrn! Ich finde, diese Evangelische Kirchengemeinde hat da ein sehr schönes Lied angestimmt! Diese Männer, deren Weg von Afrika übers Mittelmeer nach Lampedusa und dann bis Frankfurt geführt hat, nun in die Kirche zu holen, das ist ein Lied, das gut zu hören und auf Anhieb zu verstehen ist. Die Melodie heißt Barmherzigkeit und der Rhythmus ist ein Takt gegen die Gleichgültigkeit. Wie hatte Papst Franziskus bei seiner ersten Dienstreise ans südliche Ende von Europa auf der Insel Lampedusa gesagt:
"Wir haben uns an die Leiden anderer gewöhnt. Es betrifft uns nicht, es interessiert uns nicht, es geht uns nichts an. Die Wohlstandskultur macht uns unempfindlich für die Schreie der anderen und führt zur Globalisierung der Gleichgültigkeit."
Hier im Norden Frankfurts – wie zuvor auch schon in Hamburg und an wenigen anderen Orten – wollen ein paar Gemeinden nicht mehr gleichgültig, nicht mehr uninteressiert sein, nicht mehr unempfindlich für die Schreie der anderen.
Mitglieder der Gemeinde hatten das Nötigste von zu Hause geholt. Helga Burger zum Beispiel: Handtücher und Seife und selbst eingemachtes Gemüse. Frau Burger ist erfahren in diesen Dingen, sie ist als Kirchenvorsteherin zuständig für die Lebensmittelausgabe an Bedürftige, die zweimal in der Woche ohnehin in der Gemeinde durchgeführt wird.
Vergangenen Mittwoch sind die Flüchtlinge aus dem Seitenraum der Kirche Cantate Domino in eine andere, eine leerstehende Kirche umgezogen. Ein Umzug ganz ohne Möbelwagen, denn Möbel haben sie ja nicht. Die Männer sind einfach mit der Straßenbahn in die Frankfurter Innenstadt gefahren, um in ihr neues Zuhause zu kommen. Dort sind die Möglichkeiten fürs improvisierte Leben besser. Und wie es nun weiter geht? Das weiß im Moment niemand so richtig.
Aber dass es nicht so weitergehen darf wie bisher, das wissen viele. Und darum ist es gut, wenn dieses Lied von der Barmherzigkeit noch an vielen Stellen angestimmt wird.