Erntedank, mitten im Sommer
38 Imbissbetriebe, 23 Markthändler, 14 Fahrgeschäfte. Alles das und noch viel mehr hat das Mainfest zu bieten, das heute Abend in Frankfurt auf dem Römerberg eröffnet wird und bis Montag dauert. Das Mainfest ist ursprünglich ein Erntedankfest - mitten im Sommer. Denn schon im 14. Jahrhundert dankten die Frankfurter Fischer und Schiffer \"ihrem Fluss und seinen Gaben\", wie es in einer alten Urkunde heißt. Zu essen gab es \"Ochs am Spieß\", zu trinken Wein aus dem Gerechtigkeitsbrunnen, dazu Entenfangen und Gänserupfen der Fischer als Volksbelustigung. Ein großes Feuerwerk gehörte damals wie heute zu den Hauptattraktionen.
Dank dem Fluss und seinen Gaben. Nicht immer war dieser Dank angebracht. In der zweiten Hälfte des letzten Jahrhunderts waren die Fische im Main selten geworden und zudem ungenießbar, weil der Fluss zur Kloake verkommen war. Er roch übel und war mit Giften belastet. Produktionsrückstände, Abfälle, Chemikalien wurden einfach verklappt. Große und kleine Firmen kippten alles ins Wasser, was nicht mehr gebraucht wurde. Bald kann man im Main wieder schwimmen, ohne sich Ausschläge zu holen und seine Gesundheit zu gefährden. Und die wenigen Frankfurter Fischer und die vielen Angler stellen beruhigt fest: Die Fische vermehren sich wieder. Sie sind gesund und schmecken gut.
Der Trend, aus dem Fluss einen Müllcontainer zu machen, wurde gestoppt und umgekehrt, weil die Menschen entgegen manch düsterer Einschätzungen lernfähig sind und Umkehr manchmal der einzig richtige Weg ist. "Immer weiter so" ist in der Regel der falsche Ratschlag. Und die Devise "Augen zu und durch" ist häufig vergiftet und lebensfeindlich. Wer Fehler erkennt und umkehrt, fördert dagegen das Leben, achtet den, der es geschaffen hat und kann mitten im Sommer Erntedank feiern. Zum Beispiel auf dem Mainfest in Frankfurt: Dank dem Fluss und seinen Gaben.