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Wildfang, Christoph

Eine Sendung von

Evangelischer Pfarrer, Arnoldshain

Die zweite Jahrhundertflut

Die zweite Jahrhundertflut

Wir in Hessen sind noch mal davongekommen mit dem Schlimmsten, was die Wassermassen der neuen Jahrhundertflut angerichtet haben. In Sachsen, Brandenburg, Bayern und in den östlichen Nachbarländern sieht es auch heute noch anders aus: Die einen kämpfen noch, die anderen räumen schon auf. Es gab Rekordpegelstände: Zum Beispiel Passau, höher als der Pegel vor fünfhundert Jahren!  Die Stadt Dresden empfiehlt ihren Bewohnern, Keller bewusst volllaufen zu lassen, um den Druck auf die Statik des Hauses zu vermindern. Zehn Talsperren in Sachsen laufen über.

Ich denke aber nicht nur an die Millionen-Schäden. Ich bewundere die Solidarität mit den Flutopfern, die dieses Mal auch ungewohnte Wege geht: in Torgau helfen fünfzig Strafgefangene, die Sandsäcke zu befüllen.  Andere Gefangene bergen wassergefährdete Akten beim  Amtsgericht. Auch Jugend-Strafgefangene helfen bei den Aufräumarbeiten. Studenten der Kunsthochschule Halle nähen Sandsäcke. Feuerwehrleute aus Hessen helfen mit ihren Rettungszügen genauso wie die Leute von Bundeswehr und Technischem Hilfswerk.

Manche schauen auf den Staat: Was der nun machen kann. Auch, was nach 2002 noch nicht in die Gänge kam. Schon wichtig!  Aber noch wichtiger: Wenn Not ist, dann müssen alle anpacken, die zur Gemeinschaft gehören. In biblischen Worten klingt das so: „Einer trage des anderen Last, so werdet ihr das Gesetz Christi erfüllen“i. Das heißt: Wo Lasten sind, da kann ich mittragen, so gut ich kann. Auf ganz unterschiedliche Art. Ein Hotel in Sachsen hat spontan für die Helfer gekocht und Suppe vor Ort gebracht. Wer nicht schleppen kann, kann in einer Notunterkunft helfen: trösten, eine Klagemauer sein, zuhören, da wo Menschen um Hab und Gut, um ihre Zukunft bangen. Was diesmal neu ist:  Was Leute in den sozialen Netzwerken Gutes machen. Durch Facebook und Twitter gelangen junge Menschen direkt an gefährdete Stellen, um blitzschnell nach einem Wassereinbruch mit Säcken zu sichern. Soziale Netzwerke können eben nicht nur Mega-Partys organisieren, sondern auch richtig gute Hilfe.

Was nach den Flutwellen hoffentlich bleibt, ist die Gemeinschafts-Welle der Solidarität.  Dass viele in diesen Tagen gemeinsam Lasten tragen, ist ein dickes Hoffnungs-Plus. Auch für andere Probleme unserer Zeit.