Der alte Altar im Kirchgarten

Im Garten hinter unserer Kirche liegt eine alte, ziemlich verwitterte Steinplatte. Grau, wie der Taunusstein eben so ist. Der tischgroße Stein ist nicht besonders schön, aber er hat eine Geschichte. Es ist die mittelalterliche Altarplatte aus der Laurentiuskirche in Arnoldshain. Vor über fünfhundert Jahren war sie Teil des Altars in der alten Kirche. Im 19. Jahrhundert war dann der Taunusstein aber nicht mehr modisch genug. Es musste schwarzer Marmor her.

So flog der alte unmoderne Altar aus der Kirche. Die 400 Kilo schwere Altarplatte entsorgte  man im abschüssigen Garten. Bei Bauarbeiten kam sie zum Vorschein. Gibt man sich Mühe beim Betrachten des alten Steins, dann sieht man noch die Weihekreuze von damals in den Stein geritzt. Nun soll der alte Altar bald wieder an seinen ursprünglichen Platz in die Kirche hinein. So leicht ist es nicht. 400 Kilo wollen schon fachmännisch gehoben werden.  Einige Jugendliche hat der alte Altarstein jetzt schon fasziniert und motiviert: zu einem Gottesdienst.

Wer da wohl schon gebetet hat? Und diese Kreuze, wie hat man das früher gemacht? Und von diesem Stein aus wurde das Abendmahl verteilt? In einem Jugendgottesdienst wollen sie heute am Gründonnerstag diese Gedanken in Gebete, Texte und Lieder umsetzen. P.U.S.H nennen sie den Gottesdienst: Pray until something happens, das heißt: Bete, bis was passiert. Wie ist das eigentlich mit der Gebetserhörung? Wie haben die damals vor fünfhundert Jahren beim Beten vor diesem alten Altar die Hände gehalten? Flach zusammengelegt oder gefaltet?

Wie viele Gebete wurden an diesem Altar in den Himmel geworfen? Und die Kreuze im Stein, was bedeutet mir das Kreuz heute? Vor diesem alten Altarstein haben viele Menschen 500 Jahre lang zu Gott gebetet, gebangt, gehofft, gedankt. Wenn dieser Stein erzählen könnte? Er kann es nicht, aber einige Jugendliche werden übers Beten reden. Und nicht nur reden, sondern beten. Vielleicht in Gedanken mit denen verbunden, die vor uns gebetet haben.