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Kristen, Dr. Peter

Eine Sendung von

Evangelischer Pfarrer und Studienleiter, Religionspädagogisches Institut Darmstadt

Das große Los

Das große Los

Einmal das große Los ziehen... Einmal so richtig Glück haben und einfach machen können, was ich will. Die Journalistin Meike Winnemuth  - knapp über 50, Single, ledig – hatte dieses Glück. Sie hat bei „Wer wird Millionär“ eine halbe Million Euro gewonnen und dann gemacht, was sie schon immer mal gerne machen wollte: Sie ist einfach losgefahren. Ein Jahr lang hat sie jeden Monat in einer anderen Stadt verbracht. Sie hat eine Wohnung gemietet und ist dann richtig eingetaucht in das Leben, wie es ist, ganz woanders auf der Welt. San Francisco, Barcelona und Kopenhagen waren dabei, aber auch Adis Abebea, Tel Aviv und Mumbai. Ein Traum, oder? In ihrem Buch fragt Meike Winnemuth: “Was würden Sie tun, wenn alles, wirklich absolut alles möglich wäre, ohne Rücksicht auf Zeit, Raum, Geld oder Logik? Wie würden Sie leben?“

Ich reise auch gerne und ich war gleich angesteckt vom Fernweh und der Neugier auf andere Ecken der Welt. Als ich dann in Gedanken wirklich angefangen habe, Pläne zu machen, sind mir nicht schicke Stadtwohnungen eingefallen, sondern Hausboote und Wohnmobile. Ich wünsche mir oft Platz für viele. Zwei Kinder, zwei Erwachsene meistens. Ich lebe gerne in einer Familie und da gehört dann manchmal auch auf Reisen das Schmusetuch ins Gepäck und der Kindersitz, oder Opas Tablettenschächtelchen und der Gehstock für Oma. Sicher ist mir Meike Winnemuths Reise auch deswegen einsam vorgekommen. Am Ende ihrer Reise hat sie festgestellt, dass sie die halbe Million eigentlich gar nicht gebraucht hätte um so zu leben, wie sie sich das wünscht.

Und ich? Ich liebe Reisen, und die halbe Million würde das schon um einiges leichter machen, aber ich genieße es auch, das Leben mit Jungen und Älteren zu teilen und durchaus auch zuhause zufrieden zu sein. Ich habe beim Gedanken an das große Los festgestellt, dass ich die halbe Million auch nicht brauche. Ich kann mich auch so schon am vielem freuen, beinahe jeden Tag. Dabei sind mir die, die schon lange das Leben mit mir teilen, besonders wichtig. An sie denke ich heute Morgen mal besonders und sage: Gott sei Dank für Lebenspartner, Kinder, Kollegen, Verwandte und Freunde, die einfach so da sind und mich mit tragen, jeden Tag. Die zu haben, ist auch ein großes Los.