Alleine ist es zu schwer
Das Altarkreuz in der Laurentiuskirche bei uns im Taunus ist aus Gusseisen. Seit vielen Jahren steht es auf dem Altar. Der Körper von Jesus ist auch daran befestigt, goldfarben bemalt. Ein wenig blättert die Farbe ab und den Füßen fehlen die Zehen. Nicht alle mögen dieses alte Altarkreuz noch. Unser Glaube entwickelt sich auch. Und dieses alte Kreuz, mit dem Corpus dran, muss das heute noch sein? Manchmal fragen Kinder, wie Kinder eben so fragen: was macht der da? Warum ist der da?
Einige jüngere Mütter hätten gerne ein anderes, ein schlichteres Holzkreuz dort vorne in der Kirche. Andere möchten gerne ein Kreuz aus Licht, vielleicht Glas oder Acryl, das hell und licht leuchtet. Das Kreuz in der Kirche polarisiert. Einigen Menschen ist es lieb und teuer, sie haben es immer vor Augen gehabt und möchten es nicht so gerne ausgetauscht haben. Wo kommt es denn dann hin? Es könnte schon vielleicht woanders stehen, aber wo denn in der Kirche? Auf dem Fußboden? In irgendeiner Ecke? Manche sagen auch: Das Kreuz muss ja auch gar nicht gefallen. Es war doch das Folterinstrument der Römer. Das Kreuz ist ein dauernder Anstoß und das soll auch so sein.
Wie kann das Kreuz überhaupt hübsch oder schön sein? Es muss immer anecken, uns mahnen und anstoßen. Ein Problem an dem gusseisernen Kreuz ist, dass es wirklich sehr schwer ist. Ich kann es kaum heben. Die Küsterin schafft es beim besten Willen nicht . Jedenfalls nicht alleine. Wenn die Farben der Altartücher gewechselt oder die Blumen und Kerzen arrangiert werden, ist es fast nicht zu tragen. Dass keiner das Kreuz alleine tragen kann, das finde ich am alten gusseisernen Kreuz gut. Alleine kann ich Schweres auch in meinem Leben kaum tragen, aber zu zweit schon eher. Und so tragen wir das Kreuz in Arnoldshain nicht alleine, weil’s zu schwer ist und weh tut mit all seinen Ecken und Kanten. Sondern zu zweit. Besser ist es. Gemeinsam das Schwere zu tragen. Das Kreuz zu tragen – aber besser nicht allein.