Affenkäfig
Da wo es zur Kirchgasse abgeht, ist der „Affenkäfig“ in Arnoldshain im Taunus. Eigentlich ist es eine Schaukastenecke für städtische Bekanntmachungen und von Mitteilungen der Vereine, recht modern gestaltet. Gut gemeint, von denen, die´s geplant haben. Aber irgendwie sieht´s aus wie ein Affenkäfig: die Schaukästen hängen so, dass man meint, man sei in einem Käfig drinnen, eben, wie die Affen früher im Zoo. Genug genörgelt, dachten einige Arnoldshainer Frauen, und sie haben den Affenkäfig kreativ und dekorativ besetzt. Ein dicker roter Affe sitzt dort immer dienstags, so ein Plüschaffe, wie man ihn bei der Kerb gewinnt. Dann ist Affenkäfigzeit. Jeder kann kommen. Jede ist eingeladen, jeder Wanderer. Der, der nicht arbeiten muss. Die, die einfach babbeln will. Immer eine von den Affenkäfigfrauen macht was Leckeres zu essen. In einem Bollerwagen wird’s hin gerollert und aufgebaut. Oft gibt’s Kartoffelsalat, Sekt und O-Saft, Hähnchenbeine.
Wozu die Affenkäfig-Zeit da ist? Für Klatsch und Tratsch. In gutem Sinn. Hier höre ich, wer im Krankenhaus ist, bei wem der Haussegen schief hängt, wo das Kind krank ist, wie es bei einem Nachbarn nach einer Krankheit wieder bergauf geht. Denn das war den Frauen schon längere Zeit aufgefallen: hier ist auf dem Dorf kaum noch was los. Man sieht sich draußen kaum mehr. Geben wir uns damit geschlagen, dass im großen Supermarkt ein Treffpunkt ist, neben der Fischtheke oder in der Kassenschlange? Trauern wir der Vergangenheit hinterher, als früher alles besser war? Die Affenkäfigfrauen sind in die Mitte unseres Dorfes zurückgekehrt. Wenn man was Gutes tun will, muss man damit anfangen. Alle, die vorbeikommen, lächeln, winken aus den Autos. Etliche halten an, kommen auf ein Glas Sekt vorbei und tauschen das Neueste aus. Es ist nichts Böswilliges dabei, einfach wertschätzende und sympathische Gedanken an Menschen, mit denen wir leben.
Auch das kann Nächstenliebe sein. Gute Ideen fürs Dorf entwickeln sich hier, hier ist der Startpunkt für Vieles, was dann auch in die Tat umgesetzt wird: ein Fest, ein Stand auf dem Fest, ein kleiner Flohmarkt am Affenkäfig, ein Festchen. Austausch über das, was bleiben soll und Neugier auf neue Dinge, die kommen können. Der Arnoldshainer Affenkäfig, das ist ein dicker Pluspunkt bei uns im Dorf. Musste nur eine mit anfangen.