Wie lange ist ewig?
Es gibt Fragen, die bleiben wahrscheinlich ein Leben lang ohne Antwort. Schon als Kind war ich fasziniert von so einer Frage. Und bin es bis heute. Wenn das Weltall eine äußere Grenze hat, wenn es irgendwo nicht mehr weitergeht, weil da eine riesige Mauer ist, was ist dann hinter dieser Grenze, hinter dieser Mauer? Da muss doch auch etwas sein. Anders herum bleibt die Sache genau so rätselhaft: Wenn das Weltall unendlich ist, wie soll ich etwas denken, was niemals und nirgendwo aufhört?
Mit dem Älterwerden kommt eine zweite, ziemlich ähnliche Frage dazu. Ich will und kann mir nicht vorstellen, dass mit dem Tod alles zu ende ist. Dass ich wie alle und alles auf dieser Erde in ein tiefes Nichts stürze. Weil "nichts", das kann ich nicht denken. Und umgekehrt: Wenn das Leben ewig ist, niemals wirklich aufhört, kann ich mir das vorstellen? Und will ich mir das vorstellen? Kann endloses Leben nicht auch ein quälender Gedanke sein? Aber was wäre, wenn Ewigkeit nicht eine unvorstellbar lange Zeit meint, sondern eine ganz andere Qualität von Leben? Etwas ganz und gar Neues?
Es gibt Fragen, auf die weiß ich keine Antwort. Und ich kenne keinen, dem es anders geht. Auch die Jahre, die mir noch bleiben, werden nicht zu neuen Einsichten führen. Es gibt Rätsel in meinem Leben, mit denen ich leben muss. Ewigkeit gehört dazu. Sie bleibt unserem Kalkül entzogen. Alle Aussagen, die wir darüber machen, auch die Aussagen der Bibel, sind Versuche, das Unerklärliche zu erklären. Bestenfalls ist es eine Ahnung. Oder eine Hoffnung, die dort zum Ausdruck kommt. Die Hoffnung nämlich, dass Gott mit seinem Latein noch nicht am Ende ist, wenn ich mit meinem Verstand kapitulieren muss. Soll er doch selbst - wenn es soweit ist - die ungelösten Fragen beantworten. Wie es Paulus schon damals den Leuten in Korinth geschrieben hat: Jetzt erkenne ich nur stückweise; dann aber erkenne ich, wie ich erkannt bin.