„Unser Hund, mein drittes Kind“
Von Anfang an schläft Theo Waigel im Bett von Sabine, seinem Frauchen. Theo Waigel heißt der Mischlingshund aus dem Tierheim, weil er so kräftige dunkle Augenbrauen hat. "Als ich ihn neu hatte", sagt Sabine, "da war er sehr verunsichert und er zitterte ohne Ende. Ruhig wurde er nur, wenn er ganz in meiner Nähe war. Auch in der Nacht." Und so ist es dann geblieben. Theo schläft unten an ihren Füßen. Sie spürt seine Wärme. Sie glaubt sogar, dass sie hört, wenn er träumt.
Inzwischen ist Theo Waigel schon ein Hundesenior. Er hat schon zwei Operationen hinter sich und ist inzwischen auch ganz schlecht auf den Beinen. Aber Sabine war entrüstet, als der Tierarzt kürzlich vorschlug, ihn vielleicht doch zu erlösen, wo er doch schon so alt ist und sich nur mit Mühe bewegen kann. "Was erlauben Sie sich", hat sie gesagt, "der Hund ist wie mein drittes Kind. Für den tue ich alles. Da ist mir kein Euro zu schade." Und weil die großen Ausflüge mit und neben dem Fahrrad nicht mehr gehen und er auch keine Lust mehr hat, das Bällchen zu suchen, verwöhnt sie ihn auf ihre Weise: Jeden Tag kriegt er ein anderes Futter, manchmal sogar die Leberwursttorte vom Fachhändler. Wenn die Menschen Abwechslung lieben, wird es dem Hund auch gut tun. Dabei hatte ihr eine Freundin schon vor längerem gesagt, dass es dem Hund und seinem Darm am besten geht, wenn er immer die gleiche Nahrung bekommt. "Aber ich habe im Gefühl, was ihm Freude macht", sagt sie.
Alle gönnen Sabine ihren Hund. Seitdem die Kinder aus dem Haus sind und sie in Rente, hat sie viel Zeit. Da braucht sie jemanden, um den sie sich kümmern kann, den sie umsorgen kann, wie sie es schon immer getan hat. Aber der Hund ist und bleibt ein Tier und ist kein drittes Kind. Das vergisst Sabine oft. Und tut damit vielleicht sich selbst etwas Gutes; aber nicht ihrem Hund Theo.
Wir sind inzwischen weit davon entfernt, im Tier einen Gegenstand zu sehen, mit dem der Mensch umgehen kann, wie er will. Nach christlicher Auffassung ist das Tier ein Geschöpf Gottes wie der Mensch. Und der Mensch hat es zu beschützen und für es zu sorgen. "Wer die Tiere schützt, zeigt, dass er ein Mensch ist", hat Albert Schweitzer einmal sinngemäß gesagt (wörtlich: "Tierschutz ist Erziehung zur Menschlichkeit").
Aber wer die Tiere schützt, sollte keine Menschen aus ihnen machen wollen. Das schadet am Ende beiden, den Tieren wie den Menschen.