So privat der Glaube ist, es ist gut, offen drüber zu reden
Zu den sehr persönlichen Dingen gehört, was Menschen glauben. Ihre Haltung in religiösen Fragen. Worauf einer vertraut, wenn es drauf ankommt. Da hat niemand reinzureden. Der Glaube ist Privatsache. Einerseits.
Andrerseits ist es gut, hin und wieder offen drüber zu reden. Einfach deswegen, damit sich andere überlegen können, wie das denn bei ihnen aussieht. Wenn ich beispielsweise in einem Interview mit einem Professor für Allgemeine Literaturwissenschaft lese, dass er morgens regelmäßig die „Herrnhuter Losungen“ liest, also ein Bibelwort für jeden Tag des Jahres, dann stelle ich mir unwillkürlich selbst die Frage, wie ich eigentlich den Tag beginne? Nur mit heißem Kaffee und in Hetze und dem scharfen Blick auf die Uhr? Oder ob man nicht auch für sich selbst die kleine biblische Ermutigung, das kurze Stillwerden vor den Alltagsgeräuschen gut brauchen kann.
Einer, der auch ab und zu offen über seinen Glauben spricht, ist Kloppo. Ich meine: Jürgen Klopp, der Trainer von Borussia Dortmund. Der Mann ist erfolgreich. Seit er Mainz 05 in die erste Liga gebracht hat, kennt ihn die Nation. Und dass Dortmund zweimal hintereinander Deutscher Meister wurde, auch das ist sein Verdienst. Jürgen Klopp ist evangelisch. Er sagt: „Gläubig sein, aber nicht drüber reden wollen – ich wüsste überhaupt nicht, wie das gehen sollte! Wer mich nach meinem Glauben fragt, dem gebe ich Auskunft.“
Und diese Auskünfte von Jürgen Klopp sind ziemlich locker und unaufdringlich. Er sagt, dass er Gott für sein Leben dankbar ist. Er sagt, dass er betet, jeden Tag. Er spricht von Geborgenheit und dass er sich – wie er es ausdrückt „sensationell gut aufgehoben“ fühlt. Er hat auch erzählt, dass er mit seiner katholischen Frau zusammen in die Kirche geht – mal in den evangelischen Gottesdienst, mal in die katholische Messe. Oder wie er es als Bundesligamensch formuliert:. „Wir schauen immer mal im anderen Club vorbei.“
So privat und persönlich der Glaube ist – es hilft, wenn ab und zu mal offen darüber gesprochen wird. Das kann ganz normal und ohne großes Pathos geschehen. Klopp sei Dank.