„Sie werden nicht mehr lernen, Krieg zu führen...“
Es hört sich lapidar an, aber es ist so: Der Tod ist die natürlichste Sache der Welt. Alles, was lebt, muss sterben, damit neues Leben entsteht. Deshalb gehört der Tod auch zur Natur des Menschen. Damit müssen wir uns - wohl oder übel - abfinden. Und damit leben lernen.
Aber gegen den Tod, den Menschen sich gegenseitig zufügen, darf der Protest nicht verstummen. Es wäre eine Schande, wenn wir uns damit arrangieren würden, dass Millionen Menschen nicht durch Krankheit oder Alter oder Naturkatastrophen ums Leben kommen, sondern durch Katastrophen, die von Menschen gemacht sind. Dass sie sterben durch Raketen und Bomben, durch Terror und Krieg. Es gibt keinen Tag, an dem wir nicht solche Opfer beklagen müssten: Zurzeit im Kongo, in Syrien und in vielen anderen Regionen der Welt. Besonders aufmerksam schauen wir in den Nahen Osten. Dorthin, wo die letzten Tage Bomben flogen zwischen Gaza und Israel und unschuldige Menschen ihr Leben ließen. Wie stabil ist die Waffenruhe? Die Lage ist so angespannt, dass ein kleiner Funke genügt, um das Feuer wieder zum Lodern zu bringen.
Weil wir fast schon an solche Nachrichten gewöhnt sind, ist die Gefahr groß, wegzuhören und wegzusehen und zur Tagesordnung überzugehen. Aber ich will den Protest gegen diesen Tod nicht aufgeben. Und will auch die Hoffnung behalten, dass die Waffen nicht das letzte Wort haben werden, wenn es um das Zusammenleben der Menschen und der Völker geht. Ich halte mich dabei an ein Wort des Propheten Jesaja, das zu den schönsten Hoffnungsbildern der Bibel gehört: "Und die Völker werden ihre Schwerter zu Pflugscharen und ihre Spieße zu Sicheln machen. Denn es wird kein Volk wider das andere das Schwert erheben, und sie werden hinfort nicht mehr lernen, Krieg zu führen."
Wer diese Sätze abtun will, weil er sie für naiv und wirklichkeitsfremd hält, sollte nur an unsere jüngste deutsche Vergangenheit denken, wo mit diesem Bibelwort im Mund und auf Transparenten eine friedliche Revolution alles verändert hat. Jede Waffe hätte alles zunichte gemacht. Deshalb gehen wir - hoffentlich - auch auf den Tag zu, wo der Tod zwar die natürlichste Sache der Welt bleibt. Wo sich aber die Menschen gegenseitig schätzen und schonen. Gehen hoffentlich auch auf den Tag zu, wo in Israel und Palästina die Waffen schweigen, weil beide Völker in ihrem eigenen Staat ohne Bedrohung leben können.