Metzgermuseum
Große, rot lackierte Maschinen auf einem Schachbrettfußboden, angetrieben von ledernen Transmissionsriemen. Sie stehen im Metzgermuseum in Büdingen. Wer seine Ausstellungsräume betritt, wird um 100 Jahre zurückversetzt. Vor kurzem ist noch eine alte Wurstküche dazugekommen. Kutter, Fleischwolf und Knochensäge teilen sich jetzt den Raum mit der Füllmaschine, dem Räucherofen und dem Wurstkessel. Wären da nicht die strengen Hygienevorschriften, könnte es jetzt losgehen mit der Wurstproduktion wie vor 100 Jahren.
Der älteste Metzger des Museumsvereins erinnert sich, dass sein Vater noch mit solchen Geräten gearbeitet hat. „Die Maschinen liefen viel langsamer“, sagt er und „man musste noch mehr Gefühl in den Fingern haben, damit das Brät bindet“. Noch vor 50 Jahren hat sich eine Bauersfamilie, die selbst geschlachtet hat, Fleisch und Wurst von einem Schwein oft den ganzen Winter eingeteilt. Damals hatte auch das Wort „Sonntagsbraten“ noch seinen Sinn, weil es oft eben nur sonntags Fleisch zu essen gab.
Heute zählt viel und schnell und billig. In einer Wurstfabrik prüft wohl niemand mehr mit der Hand, ob das Brät bindet. Die Fleischindustrie ist auf Masse getrimmt. Immer weniger Mastbetriebe produzieren immer schneller immer mehr Schweine, Rinder und Hühner. Große Hallen mit zigtausend Tieren sind die Regel. Ihr Futter wird oft nicht mehr vom Betreib selbst angebaut, sondern aus armen Ländern gekauft.
Viele Biobetriebe sehen dagegen Tiere und Futter noch zusammen. Pro Hektar Fläche, die sie selbst bewirtschaften, halten sie nur 280 Hühner. Das ist ein großer Unterschied, für die Tiere, aber auch für die Preise. Letzte Woche hab ich das ausprobiert: 500 Gramm Bio-Hähnchen kosten fast 12 Euro, im Massenstall produziertes Fleisch nur 3. Viermal mehr Fleisch für dasselbe Geld, da geht nicht nur Qualität verloren, sondern oft auch die Würde der Tiere.
Als Christ sehe ich Tiere als Mitgeschöpfe an. Sie sind zwar nicht Ebenbilder Gottes, wie wir Menschen, als Geschöpfe haben sie aber eine Würde, die wir bewahren sollen. Für mein Hühnercurry hab ich dann weniger Fleisch vom Biohähnchen gekauft. Das schmeckt besser und wir teilen uns das Fleisch in der fruchtigen Soße eben ein. Beim Schneiden sind mir die roten Maschinen im Metzgermuseum in Büdingen wieder eingefallen. Die langsam laufenden Transmissionsriemen an den Maschinen mahnen mich zur Langsamkeit und zum achtsamen Umgang mit Fleisch.