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Wildfang, Christoph

Eine Sendung von

Evangelischer Pfarrer, Arnoldshain

Loben oder strafen?

Loben oder strafen?

„Sie müssen die bestrafen, die so wenig machen!“ beschweren sich einige Jugendliche aus der Konfirmandengruppe. Wir sprechen über Engagement für die Kirchengemeinde in der Konfizeit. Bei uns ist es die Regel, dass die Konfis mithelfen. Beim Gemeindefest zum Beispiel. Oder wenn es darum geht, im Kirchgarten für Ordnung zu sorgen.

Einige Jugendliche haben echt fleißig gerackert. Manche haben weniger gemacht und es gab auch welche, die waren nicht da. Ich lobe immer die, die viel tun. Im Unterricht, auch im Gottesdienst. Es gibt so einen Infozettel, selbst da hatte ich die freundlichen Helfer namentlich aufgeführt. Doch das ist einigen fleißigen Schaffern zu wenig. Die nicht geholfen haben, die soll ich bestrafen. Da sind die Fleißigen überzeugt. Sonst wäre das ja nicht fair für die, die geholfen haben – sagen sie. Ich versuche zu erläutern, dass ich durch Lob motivieren will und möglichst nicht bestrafen.

Kann ich Jugendliche zur christlichen Tat motivieren, indem ich sie bestrafe, wenn sie nicht erscheinen? Werden sie dann aus Angst vor der Strafe fleißig schaffen – aber was wäre dann ihre gute Tat wert? Ich kann mir das unmöglich vorstellen. Was ich nicht ganz verstehe: warum freuen sich die eifrigen Helfer nicht über ihre eigene erfolgreiche Arbeit? Warum müssen sie sich überhaupt mit den anderen messen und vergleichen? Ich finde es toll, wenn Menschen einfach so helfen.  Einfach so, weil sie es können. Und sich über ihre Erfolge freuen. Weil sie eben Talente haben und die auch einsetzen.

Das mit der Strafe macht mich traurig. Ich kann mir überhaupt keinen Event vorstellen, wo Menschen mithelfen, weil sie gezwungen werden. Ohne Lächeln schaffen sie verbissen, schauen auf die Uhr, ob's nicht bald vorbei ist. Natürlich wäre es besser, alle würden helfen, aber es wird immer Menschen geben, die aus unterschiedlichsten Gründen lieber abtauchen, vielleicht auch faulenzen. Könnte auch sein, dass sie Probleme haben, von denen ich nichts weiß: Getrennt lebende Eltern zum Beispiel, die ihre jeweiligen Wochenenden mit Kind einfordern. Oder Jugendliche, die zu Hause mitschaffen oder nachlernen müssen – und das nicht sagen möchten. Nein, ich werde nicht durch Strafen motivieren können. Auch auf die Gefahr hin, dass einige fleißige Schaffer dann wegbleiben. Einfach aus Freude mitschaffen, anpacken, loslegen. Und sich dann auch noch mitfreuen können. Und dadurch vielleicht auch andere zum Mittun einladen. Das wäre was!