hr1 ZUSPRUCH
hr1
Grützner, Kurt

Eine Sendung von

Evangelischer Pfarrer i. R., Kassel

Hausangestellte

Hausangestellte

Meine Mutter erzählte mir als kleinem Jungen, dass sie zu ihrer Kinderzeit ein Hausmädchen, wie es damals noch hieß, gehabt hätte, Die Vorstellung, dass irgendjemand Fremdes mit in unserer Wohnung lebt, den Haushalt machen und auch auf uns Kinder aufpassen würde, war mir damals völlig absurd. Und außerdem waren für mich Hausangestellte Menschen, die nur die Reichen hatten. Wir waren nicht reich.

Später habe ich das Hausmädchen meiner Mutter sogar kennengelernt. Inzwischen eine erwachsene Frau, die es nach den Wirren des Krieges nach Süddeutschland verschlagen hatte. Sie hatte dort geheiratet und selber zwei Kinder bekommen. Wir haben sie häufiger besucht, einmal habe ich dort sogar meine Ferien verbracht. Als meine Oma starb, bei der sie angestellt war, bekam sie die alte große Standuhr, die schon damals in der Stube gestanden hatte. Als Hausmädchen gehörte sie ja sozusagen zur Familie. Die vererbte Standuhr besiegelte das.

Bei den Hausangestellten in Malaysia ist das ziemlich anders. An sie erinnert der Weltgebetstag, der heute wieder in unseren Gemeinden begangen wird. Nach Malaysia kommen meist jungen Frauen aus den ärmeren Nachbarländern wie Indonesien oder den Philippinen, um dort als Hausangestellte zu arbeiten. 300.000 Frauen sollen es sein, liest man in den Informationen zum Weltgebetstag. Ihre Einwanderung wird von eigens dafür gegründeten Agenturen organisiert. Die Frauen bezahlen viel Geld dafür. Nicht selten geht dabei ein ganzes Jahresgehalt drauf. Oft wird ihnen auch der Pass abgenommen, ihre Arbeit wird nicht als Arbeit angesehen und was in den Häusern mit ihnen geschieht, weiß auch niemand so genau. Es gibt schlimme Berichte.

„Steht auf für Gerechtigkeit“ rufen uns die Hausangestellten aus Malaysia zu. Das ist auch das Motto des Weltgebetstags heute. Zugegeben: Malaysia ist weit weg. Und Ungerechtigkeit haben wir genug im eigenen Land. Christen denken aber global, also auch an die fernen Nächsten. Heute an die Hausengestellten in Malaysia. Es ist richtig, auch für ihre Gerechtigkeit aufzustehen. Heute wäre Gelegenheit beim Weltgebetstag.