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Eine Sendung von

Evangelischer Pfarrer, Frankfurt

Fußball ist erstmal eine Sportart und kein Wirtschaftszweig

Fußball ist erstmal eine Sportart und kein Wirtschaftszweig

Was haben die Millionen mit Fußball zu tun? Eigentlich gar nichts. Für mich zumindest ist Fußball in erster Linie eine Sportart. Und kein Wirtschaftszweig. Ich bin etwa in der Zeit, als am Mittwoch in Spanien der Scheck überreicht wird, auf unserem Fußballplatz am Stadtrand gewesen. Die kleinen Fußballer der G-Junioren haben gerade ihr Training beendet, sie sind nassgeschwitzt. Die erhitzten Köpfe des U7–Teams wenden sich suchend Richtung Platzausgang, wo die Mütter und Väter auf die Kinder warten, die obligatorische Wasserflasche in der Hand. Die Jungs, Jahrgang 2006, haben hart trainiert und zum Abschluss ein Mannschaftsspiel gemacht. Waren sie gut? Oder erfolgreich? Egal – eins waren sie auf jeden Fall: sie waren als Fußballer voller Leidenschaft dabei! Das ist Fußball.

Als ich mich umhöre, was Leute von solchen Millionenablöse-Summen für Spieler halten, zucken viele mit den Schultern. So ist das halt: Reiche Clubs kaufen sich Starspieler und machen dadurch wieder mehr Umsatz. Die FC Bayern München AG ist eine Aktiengesellschaft mit einer Bilanzsumme von über 500 Millionen Euro. Die können sich das leisten. Also tun sie es. Das Problem für mich ist dabei: wenn jemand als erstes über seinen „Marktwert“ definiert wird, entsteht ein Erwartungsdruck, unter dem Menschen schon zusammengebrochen sind. Martínez selbst sagt, dass ihn das sehr motiviert, dass so viel für ihn bezahlt wurde. Aber was ist, wenn er die Erwartungen nicht erfüllt? Was bedeutet das für ihn, wenn sich die 40 Millionen nicht rechnen für die Firma FC Bayern, eine Fehlinvestition waren?

Hoffentlich wissen wir dann, worauf es ankommt im Leben: das was einen Menschen ausmacht, ist etwas anderes ist als sein Marktwert. Für Fußballspieler und im Grunde für jeden zählt das Herz, das sich leidenschaftlich und voller Begeisterung für eine Sache erwärmen kann. Ach ja: morgen, am 2. September hat Javier Martínez Geburtstag, er wird 24. Mein persönlicher Geburtstagswunsch ist, dass er möglichst bald das Etikett „teuerster Transfer in der Geschichte der Bundesliga“ vergisst – und einfach leidenschaftlich Fußball spielt.