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Eine Sendung von

Evangelischer Pfarrer im Ruhestand, Biebertal

Freut euch des Lebens

Freut euch des Lebens

Freut euch des Lebens - ein Lied, das an diesen tollen Tagen und in diesen tollen Nächten eigentlich immer passt. Wenn auf den Straßen und in den Sälen gesungen und geschunkelt wird, darf es nicht fehlen. Es ist ein Dauerbrenner der Fassenacht, so etwas wie das Motto dieser Tage. Denn Freude ist kein Luxus im Leben, auf den man auch verzichten könnte, sondern so etwas wie ein elementares Lebensmittel. Die einen nehmen es zu sich, wenn sie für ein paar Tage oder für wenige Stunden aus dem normalen Trott aussteigen, einfach ausgelassen sind und das Leben feiern. Die anderen brauchen und suchen die Fassenacht nicht. Aber auf Freude und Lachen können sie in ihrem Leben trotzdem nicht verzichten.

Leider gibt es Ausnahmen. Das sind Menschen, die sich die Freude am Leben selbst kaputt machen. Man sieht sie nur äußerst selten lächeln. Nicht weil sie krank sind oder ein ernsthaftes Problem haben. Nein, es geht ihnen grundsätzlich schlecht. Sie suchen die möglichen Probleme mit großer Gründlichkeit. Und finden sie immer. Wenn sie nicht direkt vor ihrer Tür lauern, dann warten sie eben um die nächste Ecke. Der Enkel allein in der fremden Stadt. Das kann nicht gut gehen. Nachts lässt sich kein Schlaf finden, weil der Arztbesuch in der kommenden Woche immer wieder vor Augen steht, mit allen möglichen negativen Befunden. Und die Waschmaschine macht so seltsame Töne. Wenn die jetzt auch noch kaputt geht?

Statt Freude am Leben - mit den Gedanken immer schon am nächsten möglichen Problem. Es sind nicht nur wenige notorische Griesgrame, die unter dieser traurigen und dunklen Sicht auf das Leben leiden. Wer kennt nicht von sich selbst Tage, wo der Blick gefesselt ist von Sorgenbergen, die noch weit vor einem liegen. Und kein Mensch weiß, ob sie wirklich bestiegen werden müssen. Nur: Das Leiden hat man schon jetzt. Und meistens ganz umsonst.

Sicher: Manchmal sind Sorgen im Leben unabwendbar. Mann und Frau kommen an ihnen nicht vorbei. Aber nicht selten sind sie auch unnötig. Es ist nicht einfach, sie loszulassen. Wahrscheinlich geht es nur so, dass wir uns von ihnen ablenken lassen. Durch eine fröhliche Feier-Runde. Oder durch ein Plädoyer für die Lebensfreude, wie es sich in der Bibel findet. Jesus sagt: „Macht euch keine Sorgen um morgen. Sagt nicht: Was sollen wir essen? Was sollen wir trinken? Was sollen wir anziehen? Seht die Vögel an. Sie säen nicht. Sie ernten nicht. Sie sammeln keine Vorräte in Scheunen. Euer Vater im Himmel ist es, der sie ernährt. Seid ihr nicht viel kostbarer als sie?