Dreimal im Juli Geburtstag
Der Geburtstag ist eine der Angaben, die man auf jeden Fall machen muss, wenn man sich beim sozialen Netzwerk Facebook anmeldet. Tag, Monat, Jahr. 900 Millionen Menschen auf der Welt haben das getan. Für Facebook ist das wichtig zu wissen, wie alt jemand ist, Schließlich will man ja Geld verdienen mit der passenden Werbung, die man den Nutzern unaufgefordert auf den Schirm schickt.
Für die Nutzer werden die vielen Geburtstagsdaten zu einer kostenlosen Gelegenheit, rechtzeitig Geburtstagsgrüße an „Freunde“ zu verschicken. Jeden Tag finden sie auf ihrer Seite ein kleines Fensterchen, in dem steht, welcher ihrer Facebookfreunde Geburtstag hat. Am schnellsten geht’s mit einem kurzen Eintrag auf der Pinwand: „happy birthday” – und ein Smiley, oder so.
Das ist sicher ein schönes Gefühl, mit so vielen Menschen verbunden zu sein, oder ist das bloße Routine? Der amerikanische Journalist David Plotz hat das ausprobiert: Er hat seinen Account manipuliert und seinen Geburtstag heimlich in den Juli verlegt. Prompt haben ihm Hunderte seiner über tausend Facebookfreunde an eben diesem Tag auf die Pinwand geschrieben.
„Happy birthday”. Noch einmal hat er seinen Geburtstag ein paar Tage weiter nach hinten verlegt. Und selbst beim dritten Mal hat er noch mehr als 60 Glückwünsche zu einem erfundenen Geburtstag bekommen. Dass er so dreimal im Juli „Geburtstag“ hatte, ist kaum jemandem aufgefallen. Seine Frau und die Kinder und die persönlichen Freunde gratulieren ihm ohnehin zu seinem wirklichen Geburtstag im Januar.
Es ist schön, wenn viele Menschen an einen denken. Auch ein elektronischer Gruß kann Freude machen. Wenn ich aber merke, dass da jemand nur einen gedankenlosen Klick gemacht hat, dann habe ich keinen rechten Spaß daran. Jemandem etwas Gutes zu wünschen, das ist wie ein Segen. Die Worte und eine Geste gehören dabei zusammen. Ich begegne jemandem und spreche dabei meine guten Wünsche aus.
Eine selbst formulierte SMS oder E-Mail, das ist schon viel mehr als nur ein Klick. Telefonieren ist noch individueller, so kann auch das Geburtstagskind mitreden. Um jemanden wirklich die Hand zu reichen, herzlich in dem Arm zu nehmen und fest zu drücken, oder zu küssen, da muss ich dem Geburtstagskind eben doch wirklich Auge in Auge begegnen. So werden meine Worte zusammen mit der Geste ein Segen.