Die neue Variante des Mammon
Mammon, das Wort stammt aus der Muttersprache Jesu. Geld kann zum Mammon werden, wenn es über die Menschen Macht gewinnt. „Niemand kann zwei Herren dienen“, heißt es in der Bergpredigt, in der Bibel „ihr könnt nicht Gott dienen und dem Mammon.“ (Mt 6,24)
Viele erleben an ihrem Arbeitsplatz, dass so etwas wie der Mammon schon längst zur Marktwirtschaft gehört: stetig mehr verdienen, den Gewinn der Firma erhöhen, Stillstand ist Rückschritt. Ich habe den Eindruck, dass der Mammon in letzter Zeit in einer neuen Variante auftritt. Es geht nicht mehr nur darum, immer mehr zu verdienen, schon die Sorge davor, dass man irgendwann in der Zukunft einmal weniger Geld haben könnte, kann Menschen lähmen, denen es durchaus gutgeht. Diese Sorge wird übergroß und schneidet sie dann von der Freude am Leben ab, bevor da überhaupt irgendein Mangel entstanden ist.
Stehen wir den wirklich so schlecht da, wirtschaftlich? Der Gesundheitsfond zur gesetzlichen Krankenversicherung ist voll: 3 Milliarden Euro. Die Krankenkassen horten einen Riesen-Überschuss, 13 Mrd. Die Konjunktur ist im Plus. Der DAX steht über 7000. Der Dollarkurs ist stabil, der Konsumklimaindex auf einem Fünf-Jahres-Hoch. Die Rentenbeiträge sinken. Der Arbeitsmarkt entwickelt sich positiv, Auszubildende werden gesucht. Die Steuereinnahmen erreichen in diesem Jahr einen Rekordwert.
„Ja, aber wer weiß, was da kommen wird? Gibt’s da nicht schon Anzeichen…“ unken die Besorgten. Sicher, da ist die Eurokrise, Altersarmut ist wirklich ein Thema, zu viele Kinder leben in Familien, die auf Hartz IV angewiesen sind. Trotzdem, finde ich, sollte niemand vor lauter Sorge in eine Art Angststarre verfallen. Wir brauchen unsre Kraft und unsere Kreativität nämlich, um für die wirklichen Probleme neue Lösungen zu finden.
„Wer von euch kann dadurch, dass er sich Sorgen macht, sein Leben nur um eine Stunde verlängern“, heißt es in der Bergpredigt. Das bedeutet nicht, über wirkliche Probleme weltfern hinwegzusehen. Ich möchte versuchen, der neuen Variante des Mammon nicht zu verfallen. Ich will meine Freude am Leben behalten und auch diesen Tag dankbar für das beginnen, was ich habe, statt mir Sorgen zu machen, was ich verlieren könnte.