Bett der Brunhilde
Wenn man so wie ich im Hochtaunus lebt, hat man immer einige Hügel vor der Nase. Jeden Morgen schaue ich mir die gegenüberliegenden Hänge rund um Arnoldshain an. Oft mit einer Tasse Kaffee in der Hand. Kommt irgendwo Regen her? Wie tief hängen die Wolken? Soll ich heute früh schnell noch die Beete gießen oder kommt schon genug von oben her? Oft geht mein Blick natürlich auch auf zum Feldberg hoch. Der hat so seine Geschichten. Nicht nur grad jetzt, ob da eine Sommerrodelbahn gebaut werden soll oder nicht. Seit tausend Jahren wird eine Geschichte weitererzählt, die da oben gespielt haben soll. Die Geschichte von Siegfried und Brunhilde.
Da oben, der große gezackte Felsen, der heißt das „Bett der Brunhilde“. Die Geschichte stammt aus den Edda-Liedern der nordischen Sagen. Da geht´s um eine Walküre, also um ein weibliches Götterwesen. Es geht um Gewalt und einen langjährigen Schlaf als Strafe. Und dann eben um den mutigen Siegfried, der die schlafende Brunhilde auf ihrem Felsenbett aufweckt. Es gibt unterschiedliche Traditionen, wo das Bett genau sein soll. Aber wir im Taunus haben nun eben ihr Bett da oben. Es ist ganz schön riesig, zehn Meter lang. Berge haben immer die Fantasie von den Menschen angeregt, die zu ihren Füßen leben. Auch ihren Glauben. Wenn ich über die Sagen und Geschichten der Berge hier nachdenke, dann denke ich an ein Psalmwort: „Ich hebe meine Augen auf zu den Bergen. Woher kommt mir Hilfe? Meine Hilfe kommt vom HERRN, der Himmel und Erde gemacht hat.“ (Psalm 121,1+2)
Dazu passt, dass auf dem Feldberg seit kurzem auch ein Gipfelkreuz steht. Menschen aus Reifenberg haben es gemacht und aufgestellt. Es gab eine kleine Andacht. Denn dort oben, da kann ich nach einer Wanderung entspannt nach unten schauen. Und ich bin dem Himmel ein Stückchen näher. Ich kann in aller Ruhe ausruhen und nachdenken. Am Feldberg auf den Bänken mit guter Aussicht neben dem Brunhilde-Felsen. Ich kann in mich hineinhören: Woher kommt mir eigentlich Hilfe? Wie gut, wenn ich das glauben kann, dass sie für mich von Gott kommt. Manchmal habe ich dieses Gefühl nicht. Dann kann ich aber da oben für mich bitten. Da oben, dem Himmel ein Stückchen näher. Ich kann bitten und nachdenken, auch über Gottes Hilfswege für mich.