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Eine Sendung von

Evangelischer Pfarrer, Frankfurt

1962 – Das 2. Vatikanische Konzil beginnt

1962 – Das 2. Vatikanische Konzil beginnt

Der Vor-vor-vor-vorgänger von Papst Benedict XVI. war Johannes XXIII. Das war, wie sich manche noch erinnern, ein sehr freundlicher alter Herr, der in Italien wegen seiner Bescheidenheit im Volksmund il Papa buono, zu deutsch „der gute Papst“ genannt wurde.

Genau heute vor 50 Jahren hat dieser „gute Papst“ in Rom das sogenannte Zweite Vatikanische Konzil eröffnet, dessen Ende drei Jahre später Johannes XXIII nicht mehr erlebt hat. Der Auftrag an das Konzil war, die Kirche zu reformieren, weil sich im Laufe der Zeit in der Welt doch eine ganze Menge verändert hatte. Vor allem nach den Erschütterungen der Weltkriege schien die Zeit reif, über den Glauben und die Kirche so zu sprechen, dass die Menschen der modernen Zeit etwas damit anfangen konnten. Mit dem Begriff \"Aggiornamento\" – man kann das vielleicht mit einem Wort wie „Verheutigung“ wiedergeben – war die Richtung markiert, in die es gehen sollte. Zweieinhalb Tausend Männer gehörten dem Konzil an, der Petersdom war innen so umgeräumt worden, dass eine große Aula mit langen Tribünen entstanden war, auf denen die Herren Platz fanden.

Für viele Menschen war dieses Konzil damals ein Aufbruch, von dem sie erwarteten, die Katholische Kirche könnte sich den wesentlichen Gedanken der Reformation und der Aufklärung öffnen. Und auch für evangelische Christinnen und Christen hatte sich mit dem Konzil eine ganze Menge an Hoffnungen verbunden. Denn es sollte auch neu über das Verhältnis der Römisch-Katholischen Kirche zu den anderen christlichen Konfessionen nachgedacht werden.

Einiges ist damals in Bewegung geraten und verändert worden. Zum Beispiel musste im Katholischen Gottesdienst nicht mehr ausschließlich Latein gesprochen werden, die jeweilige Muttersprache hielt Einzug in die Messe. Anderes, wie etwa die Frage der Ehelosigkeit der Priester, war gar nicht erst auf die Tagesordnung gesetzt worden.

Nach der Aufbruchstimmung vor 50 Jahren zeigte sich an vielen Stellen, dass Reformen einen ziemlich langen Atem brauchen. Viele haben verstanden, was sich die Protestanten schon vor Jahrhunderten ins Stammbuch geschrieben hatten, nämlich dass die Kirche fortwährend reformiert werden muss. Ein Konzil kann den Anfang machen, aber die Erneuerung der Kirche ist eine Daueraufgabe.