Sommer
Im Sommer lebt es sich leichter. Die Tage sind noch lang und warm. Wie gut es tut, in diesen Tagen durch die Natur zu streifen! „Geh aus, mein Herz, und suche Freud in dieser lieben Sommerzeit an deines Gottes Gaben; schau an der schönen Gärten Zier und siehe, wie sie mir und dir, sich ausgeschmücket haben, sich ausgeschmücket haben.“ So dichtet Paul Gerhardt vor über 300 Jahren - Sommergesang nennt er sein Lied (Ev. Gesangbuch Lied 503).
Eine Tageszeitung fragt ihre Leserinnen und Leser: „Wo ist an schönen Sommertagen ihr Lieblingsplatz?“ Mehr als die Hälfte der Befragten antwortet: „Mein schönster Platz ist im Garten. Dort kann ich mich ausruhen und an den Gaben der Natur freuen: an Blumen und Bäumen und dem Gesang der Vögel in der Frühe. Im Sommer lebt es sich leichter.
„Geh aus, mein Herz, und suche Freud in dieser lieben Sommerzeit.“ Für Paul Gerhardt ist die ganze Natur ein einziger Garten. Erde und Luft - Berg, Hügel, Tal und Felder sind erfüllt vom Jubel der Nachtigall. Und die Blumen haben sich prächtiger angezogen als ein König. Wenn das Erdreich sein grünes Kleid angezogen hat, wenn alles grünt und blüht, lässt sich die Schönheit der Natur besonders gut entdecken. Sie ist der Garten Gottes, ein gedeihlicher Lebensraum für Pflanzen, Tiere und Menschen. Der Garten Gottes ist eine Pracht. Gott ist ein prachtvoller Gärtner.
So idyllisch, wie Paul Gerhardt dichtet, ist die Natur schon lange nicht mehr – wenn sie es denn jemals war. Deswegen wurde der Sommergesang immer wieder als kindlich abgetan. Ein Leben ohne Schrecken und Katastrophen - was für eine naive Vorstellung! Doch Paul Gerhardts Bild von der Welt war nicht idyllisch, das zeigen die letzten Strophen seines Liedes. Krieg, Jammer und Elend, davon konnte er ein Lied singen. Sein Leben war hart. Gerade deswegen ruft er mich auf: Schau an der schönen Gärten Zier! Freue dich an den Gaben der Natur. Denn sie zeigen das Gesicht der Welt, die nach dieser Welt kommt. Diese Welt wird hell sein und uns in Herrlichkeit aufnehmen.