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Eine Sendung von

Evangelischer Pfarrer, Frankfurt

Respektiert zu werden, bleibt immer auch ein Geschenk

Respektiert zu werden, bleibt immer auch ein Geschenk

„Wir mussten ein paar Männer durchschütteln.“ Sagt Steffi Jones und lacht. Die Präsidentin des Organisationskomitees hat einen großen Anteil daran, dass Frauenfußball in Deutschland auch bei den Männern anerkannt ist. Früher als Spielerin und dann als Organisatorin für das, was morgen beginnt: die Frauen WM.

Jetzt nach dreieinhalb Jahren intensiver Arbeit kann es endlich los gehen. Und die Erwartungen sind hoch: wird es wieder so wie 2006, als der Männerfußball sein ‚Sommermärchen’ hatte? Kommen die Frauen weiter als die Männer, die sich vor fünf Jahren mit einem 3. Platz begnügen mussten? Bei allem Vergleichen und allen Parallelen – Frauenfußball war und ist immer auch anders als Männerfußball.

So sieht das auch Linda. Sie ist 15, Fußballerin und Torfrau im U-16-Team ihres Vereins. Gestern habe ich mit Linda gesprochen. Sie sagt: „Beim Frauenfußball wird fairer gespielt. Ich spiele da mit, weil es wirklich ein Mannschaftssport ist. Das Team zählt. Bei den Männern gibt es mehr Solisten.“ Ich weiß nicht, ob das immer so stimmt. Aber gut finde ich auf jeden Fall, wenn hier Teamgeist eingeübt wird. Denn dabei wird auch gelernt, die einzelne in ihren Stärken und Schwächen zu respektieren. Morgen ist Linda beim Eröffnungsspiel natürlich mit ihren Fußballfreundinnen zusammen, beim ‚public viewing’. Fußball spielt man nicht nur zusammen. Fußball schaut man sich auch zusammen an.

Als ich selbst 15 war, in den sechziger Jahren, galt noch ein Verbot des DFB, Frauenteams Fußballplätze zur Verfügung zu stellen. Weil man glaubte, so wörtlich, „dass diese Kampfsportart der Natur des Weibes im wesentlichen fremd ist“. Das Frauenfußballverbot des DFB ist erst 1970 aufgehoben worden. Wie gut, dass diese Zeiten vorbei sind. Denn beim Fußball haben ganz viele Frauen die Erfahrung machen können, respektiert und im Team anerkannt zu sein.

Auch Steffi Jones weiß, was sie diesem Sport verdankt. Sie sagt: „Durch den Fußball habe ich Werte wie Respekt und Integration erfahren.“ Und dann fügt sie einen bemerkenswerten Satz hinzu „Ich danke Gott jeden Tag dafür, dass ich bei diesem Event dabei sein und dieses Amt ausüben darf – es ist alles bereit…“

Was Steffi Jones da sagt, ist wichtig. Nicht alles, was ich erreiche und erlebe, verdanke ich mir selbst. Es ist nicht immer meine Leistung. Dass ich integriert und anerkannt bin, dass ich Erfolg habe und gewinne, das bleibt immer auch ein Geschenk, für das ich Gott danken kann.