Alles-Wisser sind arme Menschen

Kinder sind wahre Könner, wenn es ums Entdecken geht. Denn wer wenig kennt, hat viel zu finden. Deshalb sind sie Fachleute im Ausprobieren. Sie nutzen Sachen, von denen wir genau wissen, für was sie gut sind, auf ihre eigene, findige Weise. Da wird ein Kochtopf kurzerhand zur Trommel. Oder zur Kopfbedeckung. Aus dem Brei wird eine abenteuerliche Wüstenlandschaft, die es mit dem Löffel zu formen gilt. Oder zum Putz, mit dem eine langweilig kahle Wand zumindest vorübergehend verschönert werden kann, zum Leidwesen der Eltern. Kinder sind manchmal Chaoten, aber immer Ausprobierer und Entdecker.

Das ist wahrscheinlich einer der Gründe, warum Jesus sagt: "Nehmt euch ein Beispiel an den Kindern!" Denn je älter wir werden, umso mehr verliert sich die Freude am Entdecken. Leider. Für Erwachsene ist ein Kochtopf eben ein Kochtopf und nichts anderes. Und Brei ist zum Essen gemacht. Basta. Wir Erwachsene wissen immer alles schon. Und wer alles weiß, kann nichts mehr entdecken.

Jemand erzählt von seinen Wehwehchen. Und der andere: "Ja, wem sagst du das. Das habe ich auch schon gehabt." Jemand erzählt, wohin er in Urlaub fahren will. Und sein Gegenüber: "Da bin ich auch schon gewesen. Kann ich nur davon abraten!" Auf den Bildern von dem erholsamen Wellness-Wochenende entdeckt der kritische Beobachter Plastikstühle vorm Café. "Plastikstühle", sagt er. "Sehe ich da Plastikstühle? Das würde ich mir nicht bieten lassen. Das spricht jedenfalls nicht für Qualität und Komfort."

Wer alles schon ganz genau weiß, der kann nichts mehr lernen. Und wer alles schon gefunden hat, der kann nichts mehr entdecken. Und wer nichts mehr entdecken kann, der leidet unter einer Form von Armut, die sich in Euro gar nicht ausdrücken lässt. Dem kann das Leben nichts Neues mehr bieten. Der ist blind für die kleinen täglichen Wunder, die uns widerfahren können, weil Gott sie hineinlegt in jedes Leben und in jede Begegnung und in jeden Tag.