Der Tag danach
Was macht der Nikolaus eigentlich heute, am Tag danach? Gestern war der 6. Dezember, Nikolaustag. Da war der Nikolaus sehr beschäftigt. Allüberall Geschenke verteilen. Auch mal aufmunternde oder vielleicht mahnende Worte sagen, bevor er den Sack öffnet. Und dann schnell weiter, zum nächsten Kind, zur nächsten Familie oder zum nächsten Verein oder Seniorenheim.
Dabei ist er schon seit September im Dienst. Jedenfalls in Form von allerlei Süßwaren in den Regalen.
Was macht der Nikolaus am Tag nach dem großen Einsatz?
Was macht er also am 7. Dezember? Seit einem Gedicht aus dem 19. Jahrhundert verfügt der Nikolaus über Rentiere. Kann sein, dass er die nach der anstrengenden Nacht erstmal gut versorgen muss, besonders das mit der roten Nase. Vielleicht muss auch der Schlitten durchgecheckt werden, damit er nächstes Jahr wieder problemlos fliegt – braucht der Schlitten eine TÜV-Plakette?
Legt Nikolaus erstmal die Beine hoch, oder schlüpft er sofort in die Rolle als Weihnachtsmann und orientiert sich dafür an der Cola-Werbung und holt den Truck aus der Garage?
Zeit für Ruhe und Nachdenken
Ich an seiner Stelle wäre nach dem anstrengenden Nikolaustag erstmal ganz schön geschafft und wollte meine Ruhe. Auf jeden Fall würde ich mir die Zeit nehmen zur Selbstreflexion. Zum Nachdenken darüber, was es bedeutet, Nikolaus zu sein und was meine Aufgabe ist – bevor der Stress nächstes Jahr wieder losgeht.
Der echte Nikolaus: Ein Blick in die Geschichte
Der Nikolaus wohnt in Wirklichkeit nicht am Nordpol, der echte Nikolaus war vor 1.700 Jahren Bischof von Myra, einer Stadt nahe dem heutigen Antalya in der Türkei. Einen Schlitten konnte er mit Sicherheit nicht gebrauchen, denn da gibt’s keinen Schnee - und damit erübrigt sich auch die Frage nach den Rentieren.
Einen Bart hatte Nikolaus wohl schon, so wird er von Anfang an dargestellt. Und natürlich einen Bischofs-Stab und Mantel.
Die Botschaft des Nikolaus: Mehr als Geschenke
Sein Name ‚Nikolaus‘ bedeutet übersetzt ‚Sieg des Volkes‘, und das ist vielleicht schon ein Hinweis darauf, wer und was der Nikolaus ist: Einer, der sich um die Menschen kümmert und ihnen hilft, dass es ihnen gut geht.
Einer, der die Menschen nicht nach Vermögen, Macht oder Herkunft beurteilt, sondern sich allen zuwendet und besonders, denen, die es nötig haben – dem einfachen Volk. Einer, bei dem es sich lohnt, mal genau hinzuschauen, was ihn heilig gemacht hat.
Musik
Heilig gesprochen werden Menschen, die Außergewöhnliches vollbracht haben, viele sprechen sogar von Wundern.
Gold für junge Frauen: Nikolaus hilft heimlich
Die bekannteste wunderbare Tat von Nikolaus ist sicher die, wie er armen jungen Frauen hilft. Zu seiner Zeit konnten Frauen nur heiraten, wenn sie eine Mitgift in die Ehe einbrachten. Ohne Heirat drohte der Weg in die Armut oder Prostitution. Nikolaus hatte damals Geld geerbt. Als er von der Notlage der jungen Frauen erfuhr, machte er sich nachts heimlich auf und warf drei Goldklumpen durch die Fenster ihres Schlafzimmers.
Wohlgemerkt: Nicht durch den Schornstein, das Klettern hat er sich schon damals erspart und vielleicht wäre das Gold im Kamin auch nicht entdeckt worden. Vielleicht hat er ja auch genau in die Schuhe der Mädchen getroffen und deshalb finden sich noch heute Nikolausgeschenke in den Stiefeln … Ich glaube, Nikolaus hatte sicher auch Freude bei seiner Aktion.
Korn für Myra: Ein Wunder gegen den Hunger
In meiner liebsten Nikolausgeschichte wird der Bischof von Myra zum erfolgreichen Betrüger, indem er ein Wunder bewirkt.
Im ganzen Land herrschte Hungersnot. Aber die Getreideschiffe hatten die strikte Anweisung, nur die Hauptstadt Konstantinopel anzulaufen. Das wurde kontrolliert: An den Schiffswänden war eine Markierung angebracht, die zeigte, wie tief die Schiffe im Wasser liegen. So wussten die Hafenbeamten des Kaisers, dass die Getreideladung noch komplett war.
So ein Schiff legte in Myra an. Nikolaus bat die Seeleute um Korn. Und er versprach, dass sie für ihre Freigiebigkeit nicht bestraft würden. Die Seeleute gaben ihm einen Teil ab, obwohl sie Angst hatten, dafür bestraft zu werden. Aber als sie in den Hafen von Konstantinopel einliefen, zeigt die Markierung eine volle Ladung an. Nichts fehlte! In Myra reichte das Korn sogar für volle zwei Jahre und darüber hinaus noch für die Aussaat.
Regeln brechen für das Gute
Und wieder glaube ich, da war auch spitzbübischer Humor dabei. Denn der reiche Kaiser hatte eh genug, und den Armen hat’s geholfen. Zwar wurden die Vorschriften nicht beachtet, aber einem höheren Gesetz gefolgt, der Nächstenliebe.
Nikolaus von Myra – für mich ist er eine beeindruckende Persönlichkeit, über die Zeiten hinweg. Und deshalb finde ich es sogar als evangelischer Christ gut, dass er heiliggesprochen wurde und so in Erinnerung bleibt.
Nikolaus – Vorbild für das ganze Jahr
Und mir fällt auf: Seine außergewöhnlichen Taten und Wunder fanden nicht nur an einem Tag im Jahr statt. Offensichtlich ist Nikolaus ein Ganzjahres-Job. Nikolaus ist nicht nur Heiliger für einen Tag, sondern Vorbild und Inspiration für’s ganze Jahr.
Das macht der Nikolaus am Tag danach und an allen Tagen davor: Nikolaus sein. Seinem Namen Ehre machen, dem Volk helfen. Nächstenliebe praktizieren: Wahrnehmen, wo Not herrscht, und Hilfe gebraucht wird. Hilfe auch dann leisten, wenn’s an eigene Vermögen geht. Und kritisch umgehen mit dem, was angeblich so sein soll oder muss: Vorgefasste Meinungen, Urteile und auch Bestimmungen.
Auf den Punkt gebracht: Menschen, besonders schutz- und hilfsbedürftige zum Maßstab meines Handelns machen.
Das ganze Jahr über Nikolaus sein – wie das wohl geht?
Musik
Das ganz Jahr über Nikolaus sein, ihn zum Vorbild nehmen. So ein paar Voraussetzungen dafür bringe ich mit: Mein Vollbart wird langsam ganz weiß, und wenn ich ihn wachsen lasse, dann rauscht er auch.
Nikolaus als Inspiration für den Alltag
Als der Tag der offenen Tür in unserer Schule auf den Nikolaustag fiel, habe ich mir ein Bischofsgewand samt Stab ausgeliehen, die Besucher fanden mich recht stattlich, und klar – kleine Geschenke hatte ich auch dabei.
Aber klar: Wie geht’s wirklich? Ich finde, Nikolaus kann inspirieren.
Schenken, wo es wirklich gebraucht wird
Gerade ist die Zeit der Geschenke. Es gibt die Möglichkeit, an Aktionen von verschiedenen Organisationen mitzumachen, die Geschenke weitergeben an die, die sonst keine bekommen. Unsere Schule schickt jedes Jahr einige hundert Päckchen nach Osteuropa, damit sie rechtzeitig dort sind.
Freude teilen: Musik und Nachbarschaftshilfe
Musik für andere machen. Mit unserer Band ‚Les Oldies‘ habe ich das ganze Jahr über Auftritte in Senioreneinrichtungen und Heimen für behinderte Menschen. Das bereichert nicht nur das Publikum, sondern auch uns.
Sich in der Nachbarschaft helfen gehört für mich dazu. Natürlich mal ein Schwätzchen halten, sich freundlich grüßen.
Engagement mit Herz – und Zeit für Pausen
Und sicher auch das: Misereor, Brot für die Welt und andere Hilfswerke leben von Spenden. Bestimmt fallen Ihnen noch viel mehr Nikolausaktionen ein, aber auch nicht vergessen: Ein wenig Pause gönne ich dem Nikolaus nach dem 6. Dezember schon, und Ihnen und mir auch.