GOTTESDIENSTÜBERTRAGUNGEN
Walther, Lukas

Eine Sendung von

Pastoralassistent in der katholischen Pfarrei St. Elisabeth Mainz und Budenheim, Mitarbeiter Kirche im HR

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Dreifaltigkeit in Offenbach, weihnachtlich geschmückt

hr2 Christmette aus Offenbach

Katholischer Gottesdienst an Weihnachten, 24.12.2025, 22.15 Uhr - 23.15 Uhr, aus der katholischen Dreifaltigkeitskirche in Offenbach.

Sie können im Radio und Internet live den Gottesdienst hören und mitfeiern. Den Gottesdienst zum Nachhören finden Sie auch nach der Ausstrahlung hier.

Informationen zur Pfarrei St. Franziskus, zur Kirche Heilige Dreifaltigkeit sowie zu den Mitwirkenden des Gottesdienstes sind im Internet zu finden unter https://bistummainz.de/region-mainlinie/pfarrei/offenbach/start/index.html

Besetzung:

Zelebrant+Prediger: Leitender Pfarrer Andreas Puckel
Begrüßung: Dennis Lat
Lesung+Fürbitten: Lesley Wilson / Cornelia Krückhans
Chor: Listen up!-Jugendchor, Chor Akzente, JuVokal
Orgel: Tobias Landsiedel / René Schwab
Klavier: Tobias Landsiedel / René Schwab
Solo-Sänger: René Schwab
Musikalische Leitung: Regionalkantor Tobias Landsiedel / René Schwab

Kirchliche Redaktion: Lukas Sims, Mitarbeiter Kirche im hr

 

Musik:

Eingang: Night of Silence, Daniel Kantor (Chor)

Kyrie: Licht, das uns erschien GL 159

Gloria: Engel auf den Feldern singen GL 250, 1-3

Antwortgesang: Joy to the world, (Chor)

Halleluja: GL 174,4

Ruf nach dem Evangelium: GL 174,4

Gesang in der Predigt: In das Warten dieser Welt, GL Limburger Eigenteil 749

Credo: Credo in unum Deum (Kehrvers) GL 177

Gabenbereitung: Ecce Novum, Ola Gjeilo (Chor)

Sanctus: Heilig ist Gott in Herrlichkeit GL 199

Kommunion: Glow, Eric Whitacre (Chor)

Danklied: Nun freut euch ihr Christen GL 241

Schluss: Stille Nacht GL 249

Auszug: Improvisation zu Stille Nacht von Tobias Landsiedel

 

Predigt:

Liebe Hörerinnen und Hörer von hr2-kultur,

liebe Schwestern und Brüder hier in Heilige Dreifaltigkeit!

Viele Wege führen nach Bethlehem. Ich war schon ein paar mal im Heiligen Land: privat und mit Reisegruppen. Haupteingang zur Geburtskirche ist die Tür der Bescheidenheit, die einen sehr kleinen Eingang freilässt, durch den man sich beugen muss, um einzutreten. Dieser Zugang wurde so verkleinert, dass Pferde nicht direkt hineinreiten konnten. Durch diese Tür der Bescheidenheit muss jeder Besucher, der einen Blick auf den Silberstern in der Geburtsgrotte werfen will. Die Stelle, an der Jesus geboren wurde, erfreut sich bis heute einer großen Beliebtheit. Leider herrscht wieder Krieg im Heiligen Land und Bethlehem gehört zum Westjordanland – Palästinensergebiet. Ich bete für die Menschen in diesem Land, dass sie bald wieder in Frieden leben können. Von einem palästinensischen Reiseleiter wurde ich auch einmal privat durch einen Hintereingang in die Geburtsgrotte geführt. Nicht perfekt organisiert, aber dafür spannend. Irgendwie hat es mich erinnert an die Reise von Maria und Josef nach Bethlehem – inmitten der Menge an Menschen in Bewegung, manchmal gegen den Strom und vor allem nicht auffallen. Wie fühlten sich Maria und Josef wohl damals auf der Herbergssuche? 

Das römische Reich war gut organisiert zur Zeit Jesu. Bei einer Volkszählung wurde nichts dem Zufall überlassen. Die Welt hat sich bewegt damals, weil der Kaiser Augustus es so wollte. Volkszählung: Befehl ist Befehl. Und für die, die etwas zu sagen hatten, die sich auskannten, für die war natürlich ein Zimmer reserviert. Soldaten, römische Beamte, Kaufleute, und solche mit Weitblick, werden einen besseren Platz gefunden haben in dieser Nacht. Man muss sich eben auskennen im Leben, Geld und Beziehungen haben, dann kommt man durch und auch gut unter. Das haben wir bis heute gelernt.

Wir organisieren immer perfekter, ob Reisen, den Geschenkekauf online oder unser Leben. Und wehe etwas läuft nicht so wie gebucht. „Je sorgfältiger wir planen, umso wirkungsvoller trifft uns der Zufall“ sagt Dürrenmatt im Nachwort seiner Tragikkomödie „Die Physiker“. Wer in den letzten Monaten mit der S-Bahn von Offenbach zur Hauptwache nach Frankfurt wollte, kennt das. Aber irgendwann haben wir auch dafür eine technische Lösung – wie für alles.

Perfekte Lösungen für perfekte Menschen. Alles aus Menschenhand selbst optimiert. Vom Eventmanager für meine Hochzeit bis zur Selbstoptimierung durch Coaches und Smartwatch. Auch Weihnachten und die Geschenke genau geplant und geliefert. Ich erlebe das bei vielen Mensch als echten Stress. Dabei geht es einfacher. Durch die kleine Tür der Bescheidenheit zum Jesuskind finden. Oder ganz persönlich durch einen anderen Zugang den Weg zu Gott finden. Geduld und Freude schenken, Fehler eingestehen und verzeihen, auf die kleinen Dinge im Leben achten.

Weihnachten war nicht perfekt. Josef wollte seine schwangere Frau verlassen, ist aber dem Rat des Engels quer durch Israel gefolgt. Keine Herberge, nur ein Stall. Eine Geschichte ohne Glanz, aber dennoch ein bewegender Moment in der Weltgeschichte. Nein, es war kein Zufall, sondern typisch für die Welt damals wie heute, dass Gott den kleinen Weg wählt – ohne Aufsehen, Organisation und Medienrummel. Es war kein Unfall der Weltgeschichte, sondern genau so wollte Gott in diese Welt geboren werden.

 

Weihnachten war nicht perfekt, so wie ich als Mensch nicht perfekt bin. Meine Ecken und Kanten habe. Doch Gott lässt sich nicht abhalten von überfüllten Herbergen und verschütteten Herzen. Gott geht den Weg, auf dem seine Liebe unverwechselbar zu uns spricht. Er findet neue Wege zu mir. Gott wird Mensch in einem kleinen Kind im Stall. In einem Futtertrog für Ochs und Esel gebettet liegt der Sohn des Höchsten. Wehrlos ist Gott - und zeigt darin die Größe seiner Liebe. Gott fängt ganz unten an, Leben beginnt ganz klein. Es ist Geschenk und nicht machbar – bis heute.

Ich finde ihn auch oft auch in diesen kleinen Dingen: Im Lachen eines Kindes oder wenn ich im Altenheim jemanden die Hand halte. Gerade in den schweren Stunden des Lebens gibt mir Jesus Kraft.

Ich möchte Gott ernst nehmen und in diesem Kind nimmt er mich und jeden Menschen ernst.  Er ist an mir, an meinem Leben, an meiner Seele und meinem Leib interessiert.  Er schreibt die Geschichte des Lebens, auch meines eigenen Lebens. Er begleitet mich auf meinem Weg und schenkt mir meine Lebenszeit. Nicht die High-Tech-Medizin oder mein Zeitmanagement. Ich kann Gott ernst nehmen und in seinen Plan einstimmen. In diesem Kind schenkt uns Gott das Leben. Mein Leben – nicht mehr und nicht weniger. Aus der Weihnachtsbotschaft ist mein Leben und unser Menschsein zu verstehen. Weihnachten sagt mir, dass wir Menschen in unserer Würde wunderbar erschaffen und eine unantastbare Würde haben.

Ich glaube, das ist eine wunderbare Botschaft,

Es macht Weihnachten für mich zu einem außergewöhnlichen Fest. Ein Fest, in dem Gott mir seine Liebe als Mensch schenkt und ich darf diese Liebe weitergeben. Das dürfen wir alle, gerade heute gegen den Strom des Hasses und der Gewalt in der Welt. 

 

Ihnen allen ein friedvolles und gesegnetes Weihnachtsfest!