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Pfingsten: Wenn Gottes Atem die Welt durchdringt
Bild: Kath. Kirchengemeinde - Gedenkkirche Maria-Hilf in Trutzhain

Pfingsten: Wenn Gottes Atem die Welt durchdringt

Stephanie Mosler
Ein Beitrag von Stephanie Mosler, Redakteurin, Fulda
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hr4 Radiogottesdienst an Pfingstsonntag, 08. Juni 2025, 10:05 - 11:00 Uhr aus der Wallfahrt- und Gedenkkirche Maria-Hilf in Trutzhain

Den Gottesdienst gibt es nach der Ausstrahlung im Internet auf hr4.de zum Nachhören.

Nach dem Gottesdienst können Hörerinnen und Hörer mit Pfarrer Jens Körber und seinem Team telefonieren. Er ist am Anschluss an den Gottesdienst, ab 11:30 Uhr unter der Telefonnummer 06691/921960 zu erreichen.

Zelebrant und Prediger: Pfarrer Jens Körber
Lektoren: Heinrich Schöning, Helga Sperlich, Lydia Trexler
Orgel/Organistin: Gabriele Döll
Kantorin: Konstanze Kortüm
Chor: "Chortüm" unter der Leitung von Konstanze Kortüm und Jutta Schöning
Flötistin: Jutta Schöning

Kirchliche Leitung: Stephanie Mosler und Luca Karsai

Predigt: 

Liebe Brüder und Schwestern im Heiligen Geist!

Das folgende Erlebnis kennen Sie bestimmt auch: Ein kleiner Marienkäfer krabbelte draußen auf einen Tisch. Vorsichtig setzte ich ihn auf meinen Finger. Ganz still und starr hält er sich. Unbewegt. Wie tot. – Vor lauter Angst! – Also habe ich ihn sanft angehaucht. Langsam begannen seine Beine wieder zu krabbeln. An der Fingerkuppe angelangt, flog er davon.

Erzähle ich mit diesem Erlebnis nicht auch schon von Pfingsten? Da sitzen sie, die Jüngerinnen und Jünger, alle eng und starr zusammen im Abendmahlssaal. Fest verschlossen die Fenster und Türen aus Angst, dass es ihnen wie Jesus auch an den Kragen gehen könnte. „Da tritt Jesus in ihre Mitte und hauchte sie an ...“ Da kommt Bewegung in sie. Sie reißen die Türen auf und verkünden Gott.

Das klingt doch paradox. Sind nicht unsere pfingstlichen Bilder vielmehr geprägt von den Vorstellungen: Sturm und Brausen, Feuerzungen, Sprachenwunder ... Und es mag ja auch so sein! So notwendig sein! Die Lesung aus der Apostelgeschichte erzählt von diesen Bildern. Das Johannesevangelium ergänzt ein anderes Bild. Darin heißt es: „Er hauchte sie an!“ Ein sehr zärtliches Geschehen.

Gott kommt nicht nur in Sturm und Feuer, er kommt auch im leisen Hauch. Schon im Anfang allen Seins schwebte Gottes Geist über den Wassern. Gott hauchte dem Menschen Adam seinen Odem ein und er wurde zum „lebenden Wesen“. Der Prophet Elija erfährt Gott nicht im Sturm, nicht im Erdbeben, nicht im Feuer: all das erlebte er, aber Gott war nicht da! Nein! Elija erfährt Gott im Säuseln eines Windes. Und Maria: im Überschatten durch den Heiligen Geist. Also auch nicht brachial.

Jesus hauchte sie an! Wortlos. Gewaltlos tritt Jesus durch verschlossene Türen und Fenster direkt in die Herzen. Für einen Augenblick wird die stickige, verbrauchte Luft im Abendmahlssaal zum Luftkurort - zur Geburtsgrotte der Kirche.

„Er hauchte sie an!“ Wie wichtig, wie lebenswichtig für unsere Gesellschaft! Durch den Hauch Gottes kommt Bewegung in Situationen wie Streit und Krieg, in der Suche nach Gott und im Bekenntnis des Glaubens - im Ringen um Entscheidungen -beim Stellen von Lebensweichen.

Braucht unsere Gesellschaft, unsere Kirche, unsere globalisierte Welt nicht den Hauch von Pfingsten? Den Hauch einer neuen Geschwisterlichkeit, eines neuen Miteinanders, eines Zusammenhalts - auch in den christlichen Kirchen. Das gemeinsame Suchen nach dem, was uns verbindet, statt nach dem, was uns trennt?!

Jesus hauchte sie an. Das ist Inspiration pur! Gerade mit einem neuen Papst im Heiligen Jahr, in dem wir als Pilgernde der Hoffnung unterwegs sind, macht sich die Institution „Katholische Kirche“ das bewusst: nicht nur regulieren und reglementieren, ermahnen mit erhobenem Zeigefinger, mit Druck und Disziplinierung, sondern den Menschen begegnen mit dem Hauch von Geduld und Behutsamkeit, mit dem Hauch von Verstehen und Zuwendung, mit einem Hauch von Liebe zueinander. Eine pfingstliche Kirche lebt nicht allein von ihrer Institution. Sie lebt von der Inspiration. Lassen wir uns ein auf Neues.

Ich wünsche mir, dass die Gläubigen der Kirche nicht starr sind und sich in Gewohnheiten einmauern. Inspirare! Spirare. Das heißt übersetzt: atmen. Kirche lebt von diesem „Spirare“, dem Sich-beatmen-Lassen von Gottes Geist, dem Sanctus Spiritus! Ich habe den Eindruck, dass Gott den kränkelnden Leib „Katholische Kirche“, wiederbeatmen will. Er inspiriert den neuen Papst Leo XIV., und er inspiriert die Kirche in Deutschland mit ihrem Ringen im Synodalen Prozess.

Ein kleiner Marienkäfer sitzt auf meinen Finger. Angehaucht bewegt er sich und fliegt davon. Jesus hauchte an, und seine Jüngerschaft war flügge geworden. Sie waren hin und weg - in die ganze Welt verstreut!

Glaube hat Zukunft, weil Gott uns anhaucht und wiederbeatmet! Kirche hat Zukunft - sie hat den langen Atem Gottes! Lasst euch inspirieren! Seid mutig! Wagt Neues! Komm, Heiliger Geist!
 

Musik:

Eingangslied: GL 347 "Der Geist des Herrn erfüllt das All"
Gloria: GL 172 "Gott in der Höh sei Preis"
Ruf vor dem Evangelium: GL 175 "Halleluja"
Gabenbereitung: GL 188 "Nimm, o Gott, die Gaben, die wir bringen
Sanctus: GL 195 "Heilig, heilig, heilig Gott"
Danklied: GL 451 "Komm, Herr, segne uns"
Schlusslied: GL 534 "Maria breit den Mantel aus"

 

 

 

 

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