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Adventliche Gestalten: Johannes und Maria
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Adventliche Gestalten: Johannes und Maria

Alexander Holzbach
Ein Beitrag von Alexander Holzbach, katholischer Pallottinerpater, Limburg
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8. Dezember. Zweiter Adventssonntag. Zwei Kerzen brennen jetzt schon am Adventskranz. Zwei werden wir noch anzünden. Acht Türchen am Adventskalender sind schon geöffnet. Ich freue mich jeden Morgen auf eine gute Praline. Die Kalender gehören mittlerweile zum Advent wie die Weihnachtsmärkte. Wir sprechen von adventlichen Bräuchen, gleich wie alt oder neu sie sind. Wir schauen in dieser Zeit auch auf adventliche Gestalten, die den vier Wochen vor Weihnachten eine bestimmte Note geben, vom Sinn des Advents erzählen.

Nikolaus verkörpert den guten Christen, der andern Gutes tut

Vorgestern haben wir Sankt Nikolaus gefeiert. Der sympathische Heilige aus Myra in der heutigen Türkei verkörpert den guten Christen, der seinen Mitmenschen Gutes tut. Der Advent hat immer auch die Botschaft, besser gesagt, die Aufforderung, anderen Gutes zu tun – und sich mit dieser gelebten Nächstenliebe auf das Weihnachtsfest vorzubereiten. Denn da feiern wir die Geburt dessen, der von den Seinen Nächstenliebe als selbstverständlich eingefordert hat.

Die Barbarazweige weißen auf das Leben hin

Am vergangenen Mittwoch war der Tag der Heiligen Barbara, einer jungen Christin, die die Stärke hatte, ihren Glauben mit dem Leben zu bezahlen. Manche Leute schneiden an diesem Tag draußen einen Ast von einem Obstbaum und stellen ihn drinnen in ihrer Wohnung in eine Vase. Und tatsächlich blüht der Ast oft am 24. oder 25. Dezember. Diese Barbarazweige, wie man sie nennt, weisen so auf den hin, dessen Geburt wir an Weihnachten feiern und dessen Schicksal uns auf Ostern verweist. Heißt: nicht Sterben und Tod sind Ziel und Ende unseres Daseins, sondern Leben in Fülle, Leben in der Ewigkeit Gottes.         

Der ungläubige Zacharias verstummt

Neben Nikolaus und Barbara sind noch zwei andere Gestalten in der spirituellen Tradition des Advents sehr wichtig. Die eine ist Johannes, der Täufer. Schade, dass wir aus der Bibel nicht wirklich viel über sein Leben wissen. Und das, was wir da lesen, klingt manchmal etwas märchenhaft. Besonders die Umstände seiner Geburt. Die Eltern Elisabeth und Zacharias sind nicht mehr die Jüngsten; sie hatten die Hoffnung auf Kinder schon aufgegeben. Zacharias hatte Dienste im Tempel in Jerusalem zu vollziehen. Eines Tages erscheint ihm dort der Engel Gabriel und kündet an, dass er und seine Frau einen Sohn bekommen werden. Er soll ihn Johannes nennen. Der Name bedeutet im Hebräischen „Gott hat Gnade erwiesen!“ Laut Engel hat Gott diesem Johannes eine besondere Aufgabe zugedacht. Er soll die Menschen aufrütteln, sie zu Ehrlichkeit und Aufrichtigkeit bewegen. Und vor allem wird er – so der Engel – viele Menschen in ihrem Glauben an Gott und ihrer Beziehung zu Gott ermutigen und stärken. Zacharias kann nicht glauben, dass er und seine Frau in ihrem Alter noch ein Kind bekommen. Der Engel deutet diesen berechtigten Einwand als Zweifel an seiner Botschaft, letztlich als mangelndes Gottvertrauen und sagt zu Zacharias: Du sollst von jetzt an stumm sein, bis das Kind geboren ist.

Nach der Geburt seines Sohnes Johannes kann er wieder reden

Als Elisabeth dann tatsächlich einem Sohn das Leben schenkt, will sie, dass er Johannes heißen soll. Die Familie ist dagegen. So heißt doch sonst keiner in der Sippe. Sie fragen Zacharias und der schreibt zur Überraschung aller auf ein Täfelchen: Johannes ist sein Name (Lukas-Evangelium 1,63). Und jetzt kann er auch wieder reden. Ende gut, alles gut, könnte man meinen.

Musik 1: „Nun komm der Heiden Heiland“ (CD: Weihnachtslieder SWR 2 / Carus, Vol. 1, Track 6)

Johannes ruft die Leute auf, sich zu ändern

Johannes ist in der Tat ein besonderer Mensch, wie es der Engel angekündigt hatte. Aus dem Wenigen, was wir aus der Bibel wissen, schließe ich, dass er angewidert war von der Selbstgefälligkeit, der Heuchelei und der Profitgier im religiösen und gesellschaftlichen Leben seiner Zeit. Er zieht sich eine Zeitlang in die Wüste zurück. Dann predigt er am Jordan zu den Menschen, die nach und nach in Scharen zu ihm kommen. Er hat die Gabe, den Leuten ins Gewissen zu reden und sie aufzufordern, sich zu ändern, im Grunde den uralten Gedanken der Bibel zu verwirklichen: Was du nicht willst, das man dir tut, das füge auch keinem anderen zu (vgl. Matthäus-Evangelium 7,12). Die, die ihr Leben wirklich ändern wollen, taucht er in einer Symbolhandlung ins Wasser des Jordan und wäscht sie sozusagen rein. Deshalb bekommt Johannes im Christentum den Beinamen: der Täufer!

Johannes bereitet Jesus den Boden

In den katholischen Gottesdiensten des Zweiten Advents geht der Blick auf diesen Johannes. Aber nicht so sehr auf den, der den Leuten ins Gewissen redet und sie zum Gut-sein auffordert. Der Abschnitt aus dem Lukas-Evangelium, der heute gelesen wird, schaut auf Johannes als den Vorläufer Jesu. Der eine bereitet dem anderen sozusagen den Boden. Es heißt da:

„Da erging in der Wüste das Wort Gottes an Johannes, den Sohn des Zacharias. Und er zog in die Gegend am Jordan und verkündete dort überall die Taufe der Umkehr zur Vergebung der Sünden, wie im Buch der Reden des Propheten Jesaja geschrieben steht:

Stimme eines Rufers in der Wüste: Bereitet den Weg des Herrn! Macht gerade seine Straßen! Jede Schlucht soll aufgefüllt und jeder Berg und Hügel abgetragen werden. Was krumm ist, soll gerade, was uneben ist, soll zum ebenen Weg werden. Und alle Menschen werden das Heil Gottes schauen.“ (Lukas-Evangelium 3, 2b-6).

Johannes weist auf Jesus als Gottes Sohn hin

Die junge Christenheit hat diese Worte des Propheten Jesaja auf die Beziehung Johannes und Jesus bezogen. Die beiden kannten sich. Johannes hat sogar Leute aus seinem Kreis zu Jesus geschickt. Bei allem Selbstbewusstsein, das er wohl hatte, hat er seine Grenzen gesehen und gesagt: Ich weise mit meiner Predigt und meiner Taufe nur hin auf den, der nach mir kommt, und der euch noch stärker mit Gott verbinden kann, weil er sein Sohn ist. Ich will alle Hindernisse auf dem Weg zu ihm ausräumen.

So leben, dass man gut zueinander ist

Deshalb eben diese schönen Bildworte, dass die Täler aufgefüllt werden, um glatte Wege zu ebenen zwischen Mensch und Gott, Erde und Himmel. Aus der Predigt des Johannes wissen wir, was er unter einem glatten, also guten Weg verstand: so zu leben, dass man andere nicht ausnutzt, ausbeutet, dass man eben gut zueinander ist.

Er hat auch den Mächtigen ins Gewissen geredet

Einander gut sein. Das ist die Forderung des Advents. Deshalb ist Johannes die große Gestalt dieser Jahreszeit. Er verweist auf Jesus, dessen Geburt wir am Ende des Advents feiern. Und er sagt, wie der Weg zu ihm und letztlich zu Gott aussieht: einander gut sein. Übrigens. Johannes hat sein unerschrockenes Auftreten, sein Den-Leuten-ins-Gewissen-Reden mit dem Leben bezahlen müssen. Er hat nämlich auch den Mächtigen seiner Zeit ins Gewissen geredet. Das passte nicht allen. So wurde er zum Schweigen gebracht.

Johannes gehört zum Ursprung der Christenheit

Doch die Bibel verschweigt seinen Namen nicht, hat ihn nicht vergessen und nicht seine Vorarbeit für die Sendung Jesu. Johannes, der Täufer, gehört zur festen Erinnerung an den Ursprung der Christenheit. Denn er hat auf Jesus Christus hingewiesen und dessen Sendung vorbereitet. Darum gehört er zu den besonderen Gestalten des Advents. Nikolaus und Barbara hatte ich schon genannt.

Der Engel Gabriel kündigt Maria an, dass sie ein Kind bekommt

Eine Gestalt darf ich nicht vergessen, die fest zum Advent gehört: Maria, die Mutter Jesu. Auch über sie wissen wir wenig. Die Bibel sagt da nicht viel. Auch in ihrem Leben spielt, wie bei Johannes, der Engel Gabriel eine Rolle. Der kündigt ihr an, dass sie ein Kind bekommt. Das soll Jesus heißen. Der Name bedeutet im Hebräischen: „Gott ist Heil“. Kein Wunder, dass wir an Weihnachten singen werden: Der Heiland ist geboren.

Doch noch sind wir im Advent und schauen auf die Mutter Jesu. Ohne sie wäre der Heiland nicht in unsere Welt eingetreten. Darum gehört Maria in den Advent.

Musik 2: „Es ist ein Ros entsprungen“ (CD: Weihnachtslieder SWR 2 / Carus, Vol. 1, Track 1)

Mit ihrem Ja-Wort ist Maria bis heute Vorbild für alle Glaubenden

Maria, die junge Frau aus Nazareth, ist von Gott erwählt, die Mutter seines Sohnes zu werden. Das hat ihr der Engel Gabriel verkündet. Und sie hat Ja zu dieser Erwählung, zu dieser Berufung gesagt. Man kann sagen: Ohne ihr Ja-Wort hätte Gott nicht zur Welt kommen können. Maria war offen für das Wirken Gottes in ihrem Leben. Darin ist sie ein Vorbild für alle Glaubenden bis heute.

Maria kannte die Heilige Schrift, wo der Heiland angekündigt wurde

Die Bibel erzählt von ihrer Begegnung mit dem Engel Gabriel (vgl. Lukas-Evangelium 1, 26 – 38). Die christliche Kunst versetzt diese Szene oft in ein schönes Zimmer im Haus in Nazareth, wo Maria gerade in der Bibel liest, als der Engel kommt. Will heißen: Maria kannte die Heilige Schrift, den erwartungsvollen Glauben ihrer Vorfahren, dass Gott eines Tages einen Retter, Erlöser, Heiland, einen Messias senden würde. Diese jahrhundertealte Hoffnung erfüllt sich nun in ihr bzw. in ihrem Sohn.

Die beiden schwangeren Frauen Maria und Elisabeth begegnen sich

Dieses Zueinander von Mutter und Sohn wird auch in Liedern des Advents besungen. Ich denke da an das bekannte „Maria durch ein Dornwald ging“. Das Lied bezieht sich auf den Gang Marias zu ihrer Verwandten Elisabeth. Die beiden schwangeren Frauen begegnen sich und damit indirekt auch schon Jesus und Johannes.

Das Kind bringt Leben hervor im Dornenwald

Das Lied erzählt: Maria geht durch einen abgestorbenen Dornwald. Man darf das als Symbol für Unfruchtbarkeit und Tod deuten. Als nun Maria durch diesen Wald geht, gibt es ein neues Aufblühen. Das Kind in ihr bringt dieses neue Leben hervor, lässt die Welt aufblühen. So die Botschaft des Liedes. Ich möchte es ganz im Sinne des Advents auch von Maria her deuten: Wo Menschen offen sind für das Wirken Gottes in ihrem Leben, gibt es ein Aufblühen, neues Leben.                                          

Musik 3: „Maria durch ein Dornwald ging“ (CD: Weihnachtslieder SWR 2 / Carus, Vol. 1, Track 9)

Muss Maria nicht ein ganz besonderer Mensch sein?

Maria hat Jesus auf die Welt gebracht. „Gottesgebärerin“ oder „Gottesmutter“ wird sie deshalb genannt. Das hat im Laufe der Kirchengeschichte viele interessante theologische Fragen ausgelöst. Zum Beispiel: Wie kann ein sündiger Mensch den Sohn Gottes auf die Welt bringen? Muss deshalb Maria nicht ein ganz besonderer Mensch sein? Ein Mensch ohne Sünde? Ohne die sogenannte Erbsünde, die Fähigkeit jedes Menschen zum Bösen? Tatsächlich feiert die katholische Kirche heute das etwas kompliziert klingende Fest der „ohne Erbsünde empfangenen Gottesmutter Maria“. Das Fest am 8. Dezember liegt genau neun Monate vor dem Fest der Geburt Marias am 8. September.

Maria und Johannes haben etwas gemeinsam

In den katholischen Gottesdiensten steht heute natürlich der Zweite Advent im Vordergrund mit dem Evangelium, das vom Auftrag und der Sendung des Johannes berichtet. Das Marienfest verschiebt sich deshalb auf den morgigen Montag. Aber ich möchte doch heute den Gedanken des 8. Dezember nicht übersehen. Auch deshalb, weil Maria und Johannes etwas gemeinsam haben, das mich sehr anspricht. Weil es etwas mit mir, ja mit allen Menschen zu tun hat.

Gott hat sie schon früh erwählt

Ein Engel sagt dem Zacharias: Er und seine Frau werden einen Sohn bekommen, der einmal eine große Bedeutung haben wird. Eben Johannes, den Täufer. Eine junge Frau aus Nazareth, Maria, wird von Gott erwählt, die Mutter seines Sohnes zu werden; sie wird deshalb vom Schatten der Sünde bewahrt.            

Noch vor und im Mutterleib kennt Gott meinen Namen

Was haben Johannes und Maria gemeinsam? Noch ehe sie im Schoß ihrer Mütter waren, hat Gott sie gedacht und gekannt. Dieser Gedanke berührt mich immer sehr. Und ich denke, er gehört in das christliche Menschenbild. Noch vor und erst recht im Mutterleib kennt mich Gott, kennt er schon meinen Namen – um es biblisch auszudrücken. Ich bin also nicht zufällig auf der Welt. Ich bin gewollt, gekannt von dem, den wir Gott nennen, Schöpfer des Himmels und der Erde, den wir seit und mit Jesus Abba, Vater, nennen.

Wir Menschen sind alle gewollt, gekannt und geliebt von Gott

Wir Menschen, wir alle sind gewollt, gekannt, geliebt von Gott. Welch großartiges, wertschätzendes Denken vom Menschen, von den Bewohnerinnen und Bewohnern der Erde, zu denen sich der Sohn Gottes aufgemacht hat. Seine Ankunft – lateinisch Adventus – feiern wir an Weihnachten. Die Zeit bis zum Fest wird begleitet von adventlichen Gestalten, die Vorbild und Sinnbild sind wie Nikolaus und Barbara, wie Johannes, der Täufer, und Maria, die Mutter Jesu! Sie alle sagen uns: Du bist kein Zufall! Du bist gewollt, gekannt und geliebt!                 

Musik 4: „Macht hoch die Tür“ (CD: Weihnachtslieder SWR 2 / Carus, Vol. 1, Track 28)

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