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Dinner for one
NDR/Annemarie Aldag

Dinner for one

Tanja Griesel
Ein Beitrag von Tanja Griesel, Evangelische Schulpfarrerin, Fritzlar
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„Same procedure as every year“ – So beginnt der Silvesterabend für viele von uns. Und auch dieses Jahr läuft er wieder, der Kultklassiker, der aus dem Fernsehprogramm nicht wegzudenken ist: „Dinner for One“. Als Kind habe ich nie so richtig verstanden, was an dieser Geschichte so lustig ist und warum die Erwachsenen so oft gelacht haben. Eigentlich passiert gar nicht viel.

Der 90. Geburtstag

Miss Sophie, eine ältere Dame, feiert ihren 90. Geburtstag – allerdings ohne Gäste, denn diese sind schon längst verstorben. Ihr Butler James übernimmt daher die Rollen der verstorbenen Freunde und trinkt regelmäßig für jeden alle Gläser leer. Er ist bald betrunken, stolpert über das Tigerfell am Boden und lallt schließlich nur noch. Doch seine Pflicht erfüllt er bis zum Schluss – mit der gewohnten Verbeugung, den Hacken zusammenknallend, wie es sich gehört. Am Ende ist es eine heitere, aber auch etwas traurige Farce.

Beständige Rituale

„Same procedure as every year, James?“ Ja, der gleiche Ablauf wie immer. Für mich steht dieser Satz mittlerweile für mehr als nur eine lustige Tradition. Er erinnert mich an liebgewordene Rituale und die Verlässlichkeit von Dingen, die trotz aller Veränderungen gleichbleiben – wie der morgendliche Kaffee, die regelmäßigen Spaziergänge mit dem Hund, das sonntägliche Kaffeetrinken mit der Familie. Auch wenn sich vieles um uns herum verändert und das Leben immer wieder neue Herausforderungen mit sich bringt, gibt es diese vertrauten Momente, die eine gewisse Beständigkeit ins Leben bringen – wie das jährliche Wiedersehen mit „Dinner for One“. Diese Beständigkeit tut auch gut.

Veränderungen im neuen Jahr

Und morgen? Was erwartet mich im neuen Jahr? Ich weiß es nicht. Same procedure as every year? Sicher nicht nur. Veränderungen kommen vielleicht auf mich zu, auch welche, die ich nicht in der Hand habe. Ich lasse es auf mich zukommen und vertraue darauf: Gott ist bei mir – in jedem Jahr, in jedem Moment. Er gibt mir Mut, wenn ich unsicher bin, und Hoffnung, wenn ich nicht weiß, wie es weitergeht. So sehe ich heute dankbar auf das, was war, und zuversichtlich auf das, was kommt.

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