hr4 Gottesdienst am Pfingstmontag aus Neu-Isenburg
Katholischer Gottesdienst am Pfingstmontag, 20. Mai 2024, 10:05 - 11.00 Uhr, aus der Pfarrkirche Sankt Josef in Neu-Isenburg
Hier geht's von 10.05 bis 11.00 Uhr am 28. Mai zum Livestream im hr4.
Den Gottesdienst zum Nachhören gibt es nach Ausstrahlung hier oben auf dieser Seite und auf hr4.de.
Nach dem Gottesdienst können Sie mit Pfarrer Martin Berker und Gemeindereferentin und Gemeindereferentin Susanne Sturm sprechen: Sie sind bis 12.30 Uhr telefonisch erreichbar unter den Telefonnummern 06102 / 799 26-0 und 799 26-15.
Liturgie und Predigt: Pfarrer Martin Berker
Begrüßung: Palmi Blatz, PGR-Vorsitzende
Lektorin Lesung: Susanne Sturm, Gemeindereferentin
Lektor Fürbitten: Herr Kutzbach
Chor: Kirchenchor & Ensemble St. Josef
Leitung: Regionalkantorin Regina Engel
Orgel / Keyboard: Thomas Gabriel / Regionalkantorin Regina Engel
Oboe: Susanne Kohnen
Kirchliche Redaktion: Beate Hirt, Senderbeauftragte der katholischen Kirche beim hr
Musik:
Musik zum Einzug: „Komm, Schöpfer Geist“ GL 351, 1, 2 und 4
Kyrie: GL 165
Gloria: GL 173
Pfingstsequenz: GL 344
Halleluja: GL 174,1 mit Vers
Musik zur Gabenbereitung: John Rutter, "I will sing with the spirit"
Sanctus: GL 200
Hochgebet mit Rufen: „Du bist Licht und du bist Leben“ GL 373
Gesang zum Brotbrechen / Agnus Dei: GL 208
Musik zur Kommunion: Taizé-Gesang "Veni Sancte Spiritus"
Danklied: „Der Geist des Herrn erfüllt das All“ GL 347
Musik zum Auszug: Thomas Gabriel, Toccata 234
Predigt:
Liebe Hörerinnen und Hörer von hr4, liebe Schwestern und Brüder hier in der Kirche!
Die Pfingstgeschichte aus der Bibel hat mich als Kind immer fasziniert. Die vielen Sprachen, das Stimmengewirr und mittendrin die Jünger Jesu, die plötzlich selbst in all diesen verschiedenen Sprachen sprechen können. Und – das ist das eigentliche Wunder von Pfingsten: Alle verstehen sich. Ich fand beeindruckend - dass sich trotz dieser Vielfalt alle verstanden haben.
Dass Menschen verschieden sind, macht das Leben reich und bunt, das erlebe ich täglich in meiner Gemeinde. Aber ich muss auch zugeben, es ist manchmal anstrengend, gerade wenn unterschiedliche Auffassungen aufeinanderprallen. Das erlebt jeder schon mit den Menschen, mit denen wir am häufigsten zu tun haben. Diejenigen, mit denen wir unter einem Dach leben. Da gibt es unterschiedliche Sichtweisen und Interessen. Wo soll es im Urlaub hingehen? Wie erziehen wir unsere Kinder? Und nicht selten kommt es soweit, dass Beziehungen zerbrechen, weil Menschen so verschieden sind.
Auf der anderen Seite erlebe ich: Es ist gut, wenn verschiedene Menschen zusammenleben und -arbeiten. Sie bringen Unterschiedliches ein. Und ein Projekt wird besonders gut, gerade weil viele unterschiedliche Auffassungen und Ideen mit eingeflossen sind.
Warum tun wir Menschen uns trotzdem so schwer mit der Vielfalt? Warum macht uns die Vielfalt gerade in der katholischen Kirche oft solche Angst? Pfingsten ist doch die Geburtsstunde der Kirche, wie wir sagen – Kirche wird also in einem heillosen Stimmengewirr, in bunter Vielfalt geboren. Aber wir meinen oft, Kirche muss mit einer Sprache sprechen und Einheitlichkeit wäre gerade die Stärke. Wenn ich der Botschaft der Pfingsterzählung traue, ist das Gegenteil der Fall: Kirche muss in vielen Sprachen sprechen. Weil Gott Menschen aller Völker und Sprachen mit seiner Botschaft erreichen, berühren, ins Herz treffen will. Kirche muss die Sprache der Menschen sprechen.
In manchen Gesprächen erlebe ich, wie die vielen Stimmen innerhalb der Kirche und auch innerhalb der Gesellschaft Menschen Angst machen. Von Kirchenspaltung wird schnell geredet, oder im gesellschaftlichen Umfeld heißt es, dass ein Riss durch die Gesellschaft geht.
Und ja, auch mir macht es manchmal Angst, wenn ich bedenke, wie viele unterschiedliche Meinungen, Ansichten, Überzeugungen da auch innerhalb der Kirche oft sehr unversöhnlich aufeinanderprallen. Vor allem, wenn es um die Frage nach den Veränderungen und Reformen in der Kirche geht.
An diesem Punkt macht mir der Text der heutigen Lesung aus der Apostelgeschichte Mut. Sie erzählt von der Zeit nach Pfingsten, nach dem großen Ereignis mit Sprachengewirr und bunter Vielfalt. Und ich finde es interessant: Die Vielfalt geht weiter, die Gläubigen werden in verschiedene Gegenden zerstreut und erzählen an ganz unterschiedlichen Orten von der frohen Botschaft. Die Apostelgeschichte erzählt, wie diese Situation der Zerstreuung jetzt zum Segen für die Kirche wird. Die Gläubigen, die zerstreut wurden, ziehen umher und verkünden die Frohe Botschaft in der ganzen Welt. Nationen und Völker und Meinungen treffen aufeinander und der Glaube breitet sich aus.
In dieser Situation wirkt Gottes Geist, davon bin ich überzeugt. Gottes Geist wirkt überall in der Welt und führt Menschen zusammen – unabhängig davon, welche Sprache sie sprechen, welche Kultur sie geprägt hat, was sie denken und glauben und welche Fähigkeiten sie haben. Gottes Geist ist die Kraft, die Menschen hilft, in Vielfalt gut miteinander zu leben, aufeinander zu achten und zu respektieren.
Was kann ich selbst tun, damit dieser gute göttliche Geist der Vielfalt wirken kann. Mir ist es wichtig, Gott immer wieder neu um die Kraft des Geistes zu bitten – jeden Tag. Es ist eben eine Kraft, die hilft, Menschen zu respektieren, wenn sie mir fremd sind. Es ist eine Kraft, die hilft, geduldig und barmherzig zu sein – auch in Streitigkeiten und Diskussionen des Alltags.
Ich erinnere mich an ein Treffen mit heftigen Diskussionen während meiner Studienzeit mit einigen Kurskollegen. Unterschiedliche theologische Meinungen prallten aufeinander. Wir vertraten völlig gegensätzliche Auffassungen.
Als wir auseinandergingen, hat einer der Kollegen gesagt: „Wir sind zwar sehr verschieden und vertreten unterschiedliche Meinungen, aber ich bin dankbar, dass du da bist.“ Und ich empfand in diesem Augenblick ganz stark: Uns verbindet Gottes guter Geist.
Aber was ist, wenn wir diesen Geist nicht spüren? „Um Gottes Geist bitten“, das sage ich allen, die mich fragen: Was kann ich selbst tun, um diesen grässlichen Konflikt zu überwinden, um wieder Frieden in der Familie, in der Firma, in der Gemeinde einkehren zu lassen. Ich glaube fest, dass Gott Menschen nicht enttäuscht, die um Gottes Geist bitten.
Beten ist das eine, was wir Menschen tun können. Das andere ist, den Blick in die Welt zu richten und zu widerstehen, wo Menschen über Menschen herrschen. Das ist ja meistens damit verbunden, dass die Verschiedenheit von Menschen bekämpft wird. Das ist in Staaten zu sehen, die autokratisch und totalitär regiert werden. Die Herrschenden schränken die Meinungs- und Pressefreiheit ein oder schaffen sie ganz ab. Sie verhindern, dass Menschen ihren Glauben, ihre Religion frei leben können.
In der heutigen Welt trifft die Vielfalt von Menschen stärker aufeinander als früher. Das Pfingstfest erinnert mich an den Segen dieser Vielfalt und daran, dass Gott seinen Geist schenkt, so dass Menschen in Vielfalt miteinander leben können.
Im Blick auf die Botschaft der heutigen Lesung vertraue ich auch heute fest darauf: Gottes Geist setzt Menschen in Bewegung. Er gibt ihnen die Kraft, aufeinander zuzugehen. Er will alle Menschen erfüllen. Gottes Geist sorgt dafür, dass es keine bleibende Spaltung gibt. Er wirkt eine neue Einheit, eine Einheit, in der die Vielfalt ihren Platz hat.