Erdbeben
Moderator/in: Eingestürzte Häuser, verwüstete Straßenzüge, verzweifelte Menschen – diese Bilder erreichen uns im Moment aus der Türkei und Syrien. Das verheerende Erdbeben hat bisher viele Todesopfer gefordert. Zehntausende sind außerdem verletzt oder obdachlos. Fakten und Bilder, die niemanden kalt lassen. Nina Roth von der katholischen Kirche – dich nehmen die Bilder auch mit, oder?
Autor/in: Ja, und ich muss gestehen: Wenn ich solche Bilder im Internet oder im Fernsehen sehe, verfalle ich oft erst einmal in eine Schockstarre. Das, was die Menschen im Erdbebengebiet erleben, – sie haben geliebte Menschen verloren, ihr Hab und Gut verloren, – das ist einfach unvorstellbar. Was mich aber auch bewegt: Wie viele Menschen, Organisationen und Regierungen diese Schockstarre schnell überwunden haben und ganz unmittelbar Hilfe leisten.
Moderator/in: Ja, auch manche, von denen man es erst mal gar nicht erwartet hatte, die griechische Regierung zum Beispiel …
Autor/in: Genau, und das, obwohl es ja schon lange Konflikte gibt zwischen Griechenland und der Türkei, gerade in letzter Zeit sind die wieder hochgekocht. Trotzdem haben sich schon ein paar Stunden nach den Erdbeben Hilfstransporte, Ärzte und Hundestaffeln aus Griechenland auf den Weg ins Krisengebiet gemacht. Das zeigt mir: Am Ende siegt bei solchen Katastrophen nicht politisches Kalkül, sondern eben die Menschlichkeit! Und das macht mir Hoffnung.
Moderator/in: Denkst du, dass man in einer solchen Situation von Hoffnung sprechen kann?
Autor/in: In Syrien und der Türkei herrscht natürlich vor allem komplette Verzweiflung. Aber ich denke, es ist ganz wichtig, auch von Hoffnung zu sprechen. Denn die Hoffnung ist ja gerade bei vielen Menschen im Krisengebiet das Einzige, was bleibt. Die Hoffnung, dass doch noch Angehörige gefunden werden, die Hoffnung auf eine sichere Notunterkunft, die Hoffnung auf eine warme Mahlzeit. Die über 60.000 Hilfskräfte vor Ort - die werden dann zu ganz konkreten Hoffnungsträgern. Und vielleicht können auch wir bei uns in Hessen zu kleinen Hoffnungsträgern werden. Zum Beispiel indem wir spenden oder Menschen im eigenen Umfeld ansprechen, die im Erdbebengebiet Bekannte und Verwandte haben. So was hilft mir dann auch, die eigene Schockstarre zu überwinden.