
Der Kalif und die Gelassenheit
Der Kalif Harun al Pussah ist ein Faulpelz, wie er im Buche steht. Das meine ich wörtlich. Denn diesen Herrscher über Bagdad hat es nie gegeben. Er ist bloß eine Comicfigur. Der Texter Goscinny, der übrigens auch die Asterix-Geschichten erfunden hat, und der Zeichner Tabary haben sie sich ausgedacht. In ihren gemeinsamen Comics mit dem Titel „Isnogud“ geht es eigentlich um einen ebenso fiesen wie tollpatschigen Großwesir namens Isnogud. Der Kalif spielt bloß eine Nebenrolle. Für mich ist er aber der wahre Held in den Storys. Denn ich bekomme immer gute Laune, wenn ich die drolligen Bilder mit dem gutmütigen und unfassbar trägen Herrscher anschaue. Der Kalif regt sich niemals auf. Er sieht nur das Gute in allen Menschen. Er hat in entscheidenden Momenten unverschämtes Glück. Und kommt daher wunderbar über die Runden.
Gebe gleich wieder Vollgas
Für mich ist dieser Kalif wie ein Sympathiebotschafter der Faulheit. Und so eine - nicht ganz ernst gemeinte - Identifikationsfigur kann ich zurzeit gut gebrauchen. Die Ferien sind zu Ende, der Alltag fängt wieder an. Und ich merke, wie schnell der Erholungseffekt der letzten Zeit verloren geht, wenn ich gleich wieder Vollgas gebe und alle Probleme ungefiltert an mich heranlasse. Da tut es gut, dass ich vor kurzem die alten Comics mit dem gemütlichen Kalifen wieder mal durchgeblättert hab.
Es ist recht überschaubar
Bei einer Szene hat es dann „Klick“ gemacht: Es ist Morgen, Harun al Pussah fläzt sich auf seinem Diwan, der Zeremonienmeister trägt ihm das geplante Tagesprogramm vor. Und das ist recht überschaubar: „Aufsteh-Zeremonie, Frühstück-Zeremonie, Mittagsschläfchen-Zeremonie, Abendessen-Zeremonie und Zubettgeh-Zeremonie.“ Obwohl dieses Programm ja nun wirklich kein großes Arbeitspensum darstellt, wagt der Kalif einen schüchternen Einwand. Er fragt den Zeremonienmeister treuherzig: „Liegt dir sehr viel an der Aufsteh-Zeremonie?“
Die kleine Portion Kalifen-Gelassenheit
Als ich das wieder gelesen hab, hab ich sofort gute Laune bekommen. Denn ich hab gedacht: Meine ellenlange aktuelle To-Do-Liste nach Ferienende muss ich natürlich zwar angehen. Schließlich bin ich kein Comic-Kalif und hab ganz normale Alltagspflichten. Aber ich will mich von ihnen auch nicht verrückt machen lassen. Und alles zumindest mit einer kleinen Portion Kalifen-Gelassenheit angehen. Denn ganz im Sinne dieser sympathischen Comicfigur tut eine Prise Humor einfach gut. Und trägt sicher dazu bei, dass meine Ferien-Erholung auch im Alltag eine Weile anhält.