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Verzichten

Bettina Pawlik
Ein Beitrag von Bettina Pawlik, Katholische Gemeindereferentin im Ruhestand
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In der öffentlichen Diskussion ist in den letzten Wochen plötzlich ein Thema aufgetaucht, über das bei viele Jahre nicht mehr gesprochen wurde: Verzichten. Vor Corona dachten doch die meisten von uns, es geht immer so weiter.

Immer mehr, immer besser, immer luxuriöser

Wir leben im Wohlstand! Das Essen soll immer exotischer, der Urlaub immer exklusiver und die Wohnung immer luxuriöser sein.

Nach dem 2. Weltkrieg erfuhren viele Menschen Not und Mangel

Von den alten Menschen, die noch die schlechten Zeiten während und nach dem 2. Weltkrieg erlebt haben, gibt es nicht mehr viele. Sie können uns erzählen, wie das war, als die Lebensmittelrationen zugeteilt wurden. Als jüngere Geschwister die Kleidung der Älteren auftragen mussten. Meine Mutter hat mal erzählt, dass eines Tages gar kein Geld mehr im Haus war. Sie wusste nicht, wie sie das Brot für die Familie kaufen sollte. Das war damals in vielen Familien so, Und heute machen sich Menschen wieder Gedanken: Wie können wir das alles bezahlen, Energie, Lebensmittel Wohnung?

Nun erleben wir, dass nicht alles immer verfügbar ist

Als zu Anfang der Corona-Pandemie Brot, Nudeln und Klopapier knapp wurden, haben wir vielleicht zum ersten Mal erlebt, wie es ist, wenn nicht immer alles sofort verfügbar ist. Und jetzt ist da der Krieg in der Ukraine und in der Folge dieses Kriegs wird die Energie knapp: Gas, Öl, auch elektrischer Strom ist problematisch und wir sollen einsparen. Viele Menschen in unserem Land müssen sich jetzt darauf einstellen: Wir müssen öfter auf etwas verzichten.

Unsere Vorfahren haben Fastenzeiten eingehalten

Unsere Vorfahren haben es uns vorgemacht. Als die Ernährung der Menschen nicht von Lieferketten abhing, sondern von dem, was die örtlichen Bauern produziert haben, gab es im Jahr mehrere Fastenzeiten.

Ein weniger kann auch ein mehr sein

Es war einfach nicht genug da. Aber immer haben die Menschen gemerkt, dass sie durch verzichten auch etwas gewinnen können. Natürlich nicht bei lebensbedrohender Not. Aber ein weniger kann auch ein mehr sein. Weniger Fernreisen lassen uns vielleicht wieder die Schönheit unserer Heimat entdecken. Und wenn nicht jedes Familienmitglied vor seinem eigenen Gerät sitzt, entsteht wieder mehr Gemeinschaft.

Gemeinsamer Verzicht kann auch neue Solidarität schaffen

Gemeinsam verzichten lässt auch vielleicht eine neue Solidarität entstehen – im Freundeskreis, in der Nachbarschaft, in unserem Dorf oder in der Stadt.

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