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Die Hände in Unschuld waschen
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Die Hände in Unschuld waschen

Thomas Drumm
Ein Beitrag von Thomas Drumm, Evangelischer Pfarrer, Leiter der Akademiker-SMD, Marburg
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„Ich wasche meine Hände in Unschuld“. Will sagen: Mit dieser Sache habe ich nichts zu tun. Dafür tragen andere die Verantwortung. Ich bin nicht schuld, auch wenn das vielleicht so aussieht. Dieser Satz kommt dort vor, wo jemand alle Verantwortung von sich weist.

Pontius Pilatus soll über Jesus richten

„Ich wasche meine Hände in Unschuld“. Auch Pontius Pilatus hat das gesagt. Er war römischer Herrscher in Israel, als Jesus gelebt hat. Man hat Jesus vor ihm angeklagt: Dieser Jesus ist gefährlich, wiegelt das Volk auf. Der muss weg.

Vermutlich hat Pilatus durchschaut, wie fadenscheinig die Vorwürfe sind. Aber die Ankläger finden immer neue Anschuldigungen, fordern Strafe, Todesstrafe: Kreuzige ihn.

Pontius Pilatus könnte Jesus freisprechen

Pilatus könnte Jesus freisprechen. Aber die öffentliche Ordnung steht auf dem Spiel. Pilatus denkt: Wenn ich jetzt nicht tue, was die Leute von mir verlangen, schaffe ich mir nur Probleme. Es könnte kritisch für mich werden und mir viel Arbeit machen.

So gibt Pilatus nach, wählt den Weg des geringsten Widerstandes. Erlaubt die Kreuzigung eines Unschuldigen.

"Ich wasche meine Hände in Unschuld"

Aber vorher lässt er sich eine Schüssel Wasser bringen. Demonstrativ vor allen wäscht er seine Hände. Will sich rein waschen von der Schuld. Von der Rechtsbeugung. Von dem schlechten Gewissen. So als ob man mit dem Waschen der Hände auch sein Herz reinwaschen könnte.

Ein reines Gewissen bekomme ich dort, wo ich Rückgrat zeige

Natürlich ist es bequem, sich weg zu ducken und sich der Verantwortung zu entziehen. Aber glücklich werde ich damit nicht. Ein reines Gewissen bekomme ich dort, wo ich Rückgrat zeige, Verantwortung übernehme und den Mut aufbringe, für Fehler um Verzeihung zu bitten.

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