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Grünkraft
Bild: Pixabay/ Gerd Altmann

Grünkraft

Helmut Wöllenstein
Ein Beitrag von Helmut Wöllenstein, Evangelischer Pfarrer, Marburg
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Sie heißen Spuckpalme und Blutblume, meine beiden liebsten Zimmerpflanzen. Lateinisch Scadoxus Multiflorus die eine und Euphorbia die andere. Wenn Sie sie sehen könnten, würden sie mir sofort das Latein verzeihen. Und die merkwürdigen deutschen Namen auch, die etwas über ihren Charakter sagen.

Spuckpalme und Blutblume

Die eine blüht wunderschön, vielfach, blutrot eben. Die andere spuckt ihre kleinen Samen meterweit ins Zimmer. Beide Pflanzen habe ich noch nie in einem Blumenladen gesehen. Man bekommt sie fast nur online. Sie sind eine Rarität und deshalb pflege ich sie penibel.

Es gibt eine Kraft aus der Ewigkeit und diese Kraft ist grün

Es gibt eine Kraft aus der Ewigkeit und diese Kraft ist grün, schrieb Hildegard von Bingen, vor knapp tausend Jahren. Sie war Dichterin und Komponistin. Dazu eine heilkundige Frau. Im Hauptberuf leitete sie ein Kloster und pflegte einen riesigen Kräutergarten. In ihren Visionen sah sie immer wieder den Heiligen Geist, die göttliche Lebenskraft, vom Himmel auf die Erde fließen wie einen grünen Strom. Grünkraft nennt sie diesen Energiefluss. Er bringt alles, was lebt ins Leben und hält es frisch.

Der Heilige Geist als Grünkraft Gottes

Zu Pfingsten wurde in Gottesdiensten daran erinnert, dass Gott uns den Heiligen Geist geschenkt hat. Der Heilige Geist ist sozusagen die Grünkraft Gottes. Wir entdecken heute immer mehr, dass alles was lebt, zusammengehört, ganz dicht verwoben und voneinander abhängig ist. Wie viele von uns es schon im Biologieunterrichtgelernt haben: Tiere und Menschen atmen Sauerstoff und geben CO2 ab, Pflanzen atmen CO2 und geben Sauerstoff ab. Ein Kreislauf. Heute ist er massiv gestört durch uns Menschen. Doch er muss wieder zurück ins Gleichgewicht.

Der Kreislauf des Lebens muss zurück ins Gleichgewicht

Und da reicht es nicht, Blumen zu lieben. Oder Peter Wohllebens Bestseller über den Wald gut zu finden. Es muss richtig rucken. Tempo Limit für Autos. Nicht nur als Boykott gegen Russlands Aggression. 3,8 % Energie könnten wir sparen, wenn wir auf der Autobahn 100 fahren und auf Landstraßen 80. Toll dass viele einfach damit anfangen, auch ohne Gesetz...  Es gibt viele weitere Möglichkeiten, das Klima zu schützen: nicht alles heizen im Haus oder keine billigen Baumwollklamotten kaufen. Nicht jeden neuen Modetrend mitmachen und erleben. Wir sind dennoch gut gekleidet. Die schönen Gewänder der Blumen, können uns inspirieren. Freuen wir uns dran und bringen in unserer Welt zum Blühen, was die Grünkraft Gottes uns zufließen lässt.

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