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Krieg in Europa – eine Zäsur
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Krieg in Europa – eine Zäsur

Simone Twents
Ein Beitrag von Simone Twents, Katholische Dezernetin für Glaubenskommunikation und Pastorale Innovation, Fulda
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Wir sind heute in einer anderen Welt aufgewacht. So kommentierte Annalena Baerbock, unsere Außenministerin, in dieser Woche den Angriff Russlands auf die Ukraine. Krieg in Europa. Das ist sehr erschreckend. Ein richtiger Bruch - eine Zäsur.

Ich habe das Gefühl, ich kann nicht einfach so weitermachen, kann nicht einfach so zur Tagesordnung übergehen. Mein Alltag ist von diesen Nachrichten bestimmt. Sie machen Sorge und ich frage mich: Wie viel Einfluss wird das auf mein persönliches Leben nehmen? Wie stark werde ich davon betroffen sein? Werden wir wirklich in einen Krieg verwickelt, der uns unmittelbar betrifft?

Gleichzeitig zum Krieg in der Ukraine läuft auch noch der ewige Corona-Wahnsinn. Eine Angst, die einen verrückt machen kann. Und jetzt ist auch noch Karneval. Wie kriegt man das alles noch in seinen Kopf? Geht das, muss das? Es ist so viel auf einmal, das gar nicht zusammen passt.

Eigentlich habe ich auch gar keine Lust mehr, mich schon wieder vom Weltgeschehen betreffen und unterbrechen zu lassen. Corona reicht mir da schon völlig aus. Ich will eigentlich endlich wieder aufatmen, Leichtigkeit, unbeschwerte Freude genießen.

Wie kann ich mit dieser Spannung umgehen? Dass ich eigentlich in meine alltägliche schöne Normalität zurückwill und dass gleichzeitig die große ganze Welt mit ihrem Schmerz und ihrer Widersprüchlichkeit in mein Leben grätscht? Wie kann ich in dieser Situation Hoffnung schöpfen?

Meine Oma hat in solchen Situationen immer auf Gottvertrauen gesetzt. Ich habe das   sehr an ihr geliebt und geschätzt. Und ich habe das auch für mein Leben übernommen.
Nur fühlt sich das in einer Situation von Sicherheit für mich natürlich ganz anders an, als wenn auf einmal der Boden unter den Füßen wackelt. Wenn mein Vertrauen herausgefordert wird.
Meine Oma ist in ihrem Leben an vielen Stellen in ihrem Vertrauen herausgefordert worden. Sie hat zwei Kriege erlebt, ist ausgebombt worden, hat viele Male Angst um ihr Leben und das ihrer Liebsten gehabt und war trotzdem die optimistischste Frau, die ich kenne!
Immer darauf gefasst, dass etwas Gutes passieren könnte. Sie hat Hoffnung gehabt und sie hat geglaubt, dass eine große positive Macht da ist, die sie trägt und die am Ende alles lenkt. Auf die alles zuläuft, auch wenn ihr im Leben etwas auferlegt ist. Sie wollte trotzdem nicht davon ablassen, an die Güte zu glauben. An die Liebe. An das Gute, das trägt. Auch ich will heute daran glauben, dass sich das Gute unterm Strich als stärker erweist.

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