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Allerheiligen: "Wir haben dich nicht vergessen."
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Allerheiligen: "Wir haben dich nicht vergessen."

Uwe Groß
Ein Beitrag von Uwe Groß, Katholischer Diakon, Pfarrei St. Peter und Paul, Wiesbaden
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Für uns in Hessen ist heute ein ganz gewöhnlicher Arbeitstag, aber in unserem Nachbarland Rheinland-Pfalz ist heute Feiertag: Allerheiligen. Ich erinnere mich an diesem Tag immer wieder an meine Kindheit im Westerwald. Bei uns war dieser Tag schulfrei. Ich war Messdiener in der Kirche, morgens ging ich an diesem Tag zur Messe und anschließend mit dem Pfarrer zum Friedhof unseres Dorfes. Dort hat der Pfarrer dann alle Gräber mit Weihwasser gesegnet. Die Angehörigen standen an den winterlich geschmückten Gräbern und auf jedem Grab brannte eine Kerze. Ein Licht, das an den Menschen erinnerte, der in diesem Grab beigesetzt worden war. Wir haben dich nicht vergessen: Du, der Du einmal mit uns gelebt hast.

Zum ersten Mal werde ich an Allerheiligen am Grab meiner Mutter stehen

Für mich ist heute ein ganz besonderes Allerheiligen: Meine Mutter ist im September mit 89 Jahren gestorben und zum ersten Mal werde ich am Allerheiligentag an ihrem Grab stehen – so wie die vielen Menschen, die ich damals als Messdiener an den Gräbern ihrer lieben Verstorbenen gesehen habe. Ich werde am Grab darauf warten, dass der Pfarrer kommt, um das Grab zu segnen. Meine Schwester wird vorher das Grab unserer Mutter herrichten. Auf dem Grab wird eine Kerze brennen. Mit meinem Bruder und unserem Vater werden wir am Grab stehen und damit ausdrücken: „Wir haben dich nicht vergessen.“

Ich will mir aktiv die Zeit zum Trauern nehmen

„Wir haben dich nicht vergessen.“ Das ist für mich die Botschaft des Allerheiligentages und auch darüber hinaus die Botschaft des ganzen Novembers. Morgen, am 2. November, wird ja auch der Toten gedacht – und später dann noch am Totensonntag. „Wir haben dich nicht vergessen.“ Mir ist in meiner Trauer um meine Mutter aufgegangen, dass unser Alltag uns oftmals wenig Zeit zum Trauern lässt: Mit unserer Arbeit, der Erziehung der Kinder und dem schnellen Leben sind wir tagtäglich ziemlich eingebunden. Da muss ich mir die Zeit zum Trauern aktiv nehmen, mir Augenblicke der Stille schaffen, eine Kerze anzünden, eine passende Musik hören und an meine Mutter denken. Mir helfen in der Trauer auch Rituale, wie ich sie aus der katholischen Kirche kenne: im Gottesdienst für die Verstorbene beten oder heute an Allerheiligen am Grab stehen. Und in all diesen Gesten ist mir der Satz wichtig: „Wir haben dich nicht vergessen.“

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