hr4 ÜBRIGENS
hr4
Nüchter, Ayleen

Eine Sendung von

Katholische Gemeindereferentin im PV St. Benedikt Hünfelder Land, Hünfeld

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Ein Mädchen schaut neugierig durch ein Schaufenster.

Du bist nicht verloren

Manchmal sind es die Erlebnisse aus der Kindheit, die uns ein Leben lang begleiten. Ich war sieben Jahre alt, als ich auf dem Leipziger Weihnachtsmarkt verloren ging. Meine Eltern und meine drei Geschwister liefen weiter – und ich war noch an einem Postkartenstand stehen geblieben. Als ich aufblickte, war da nur Menschengewimmel. Keine vertrauten Gesichter. Nur fremde Jacken, Stimmen, Schritte.

Vom Suchen und Finden - und vom Nichtverlorensein (Mt 18,12–14)

Ich begann zu weinen. Und eine Frau blieb stehen. Sie kniete sich zu mir herunter, sprach mit mir, wartete. Sie blieb einfach – bis meine Eltern völlig außer Atem zurückkamen. Diese Frau gab mir das Gefühl: Du bist nicht verloren. Du bist es wert, dass jemand stehen bleibt. Und doch hatte ich, tief in mir, eine Gewissheit: Meine Familie würde niemals ohne mich nach Hause fahren. Sie würden suchen, so lange es nötig ist.

Im heutigen Evangelium erzählt Jesus genau davon: vom Hirten, der die neunundneunzig Schafe zurücklässt und das eine sucht, das verloren gegangen ist. Und er hört nicht auf – bis er es findet. Für Jesus ist kein Mensch zu klein, zu unwichtig, zu weit weggedriftet. Jeder ist es wert, gesucht zu werden.

Gott verliert mich nicht

Als Christin bedeutet mir diese Zusage unendlich viel. Denn auch ich fühle mich im Leben manchmal verloren – zwischen Terminen, Erwartungen, Sorgen. Im Alltag fühlen wir uns oft verloren, wenn viel - vielleicht auch zu viel - auf uns einprasselt. Gerade jetzt in der Weihnachtszeit haben so viele ganz große Erwartungen, und die möchte ich erfüllen. Dass man da ins Straucheln kommt, sich vergisst, in der Hoffnungen niemand anderen zu vergessen, ist fast schon normal. Doch Gott geht nicht weiter und hofft, dass ich schon irgendwie nachkomme. Er bleibt stehen. Er sucht. Er findet. Und vielleicht brauche ich nur daran erinnert zu werden: Bei Gott bin ich nie wirklich verloren. Ich bin immer eine(r), für den es sich zu suchen lohnt.