Zeugnistag
Ich denke, ich muss so zwölf Jahre alt gewesen sein, und wieder einmal war es Zeugnistag.“ So beginnt Reinhard Mey eines seiner Lieder, in dem er einen Zeugnistag seiner Schullaufbahn besingt. Auch für die vielen Schülerinnen und Schüler in Hessen ist es heute in einer Woche wieder so weit. Zeugnistage sind nicht immer „glückliche“ Tage. Auch für Reinhard Mey war es so. „Jetzt ist alles aus, nicht einmal eine 4 in Religion“, so heißt es in seinem Lied weiter. Zeugnisse sind prägende Beurteilungen, und sie sind wichtig für die berufliche Laufbahn der Kinder. Daher darf es keinen Vater und keine Mutter gleichgültig lassen, wie das Zeugnis ihrer Kinder ausfällt. Ist es schlecht, sind die Eltern oft in einem Dilemma und wissen nicht genau, wie sie reagieren sollen.
Erfahrung des Angenommen- und Geliebtseins
Für Reinhard Mey, der in seinem Lied aus Angst vor seinen Eltern die Unterschrift fälscht und damit natürlich in der Schule auffliegt, gibt es aus dieser Situation eine für ihn prägende Erfahrung: „Nur eine Lektion hat sich in den Jahr'n herausgesiebt, die eine nur aus dem Haufen Ballast: Wie gut es tut, zu wissen, dass dir jemand Zuflucht gibt. Ganz gleich, was du auch ausgefressen hast!“ Hier sind es die Eltern, die zu ihrem Sohn halten und ihn spüren lassen, dass sie ihn lieben. Das ist auch für mich die zentrale Botschaft des Liedes. Das heißt nicht, die schulischen Mängel zu überspielen, sondern gemeinsam die Probleme anzugehen.
Gott schreibt seine Liebe zu uns in unser Lebenszeugnis
Hier können wir einen zentralen Teil unseres christlichen Glaubens erleben. Die Botschaft der Bibel sagt uns nämlich, dass wir stets auf einen Neuanfang hoffen können. Gott lässt uns immer wieder neu beginnen und gibt uns immer wieder eine neue Chance. Diese Erfahrung zu machen, tut nicht nur den Kindern, sondern auch den Erwachsenen gut. So wünsche ich, dass der kommende Zeugnistag zu einem Tag wird, an dem Eltern und Kinder die Erfahrung des Geliebt- und Angenommenseins machen können. Dann geben wir die Liebe Gottes weiter, der in unser Lebenszeugnis schreibt: „Du bist mir wertvoll und wichtig und du bist mein geliebtes Kind.“ (nach 1 Joh 3)