hr4 ÜBRIGENS
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Häbel, Dr. Ulf

Eine Sendung von

Evangelischer Pfarrer, Laubach-Freienseen

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Glücklich sein ist glücklich machen

Ein guter Bekannter von mir ist aus der Kirche ausgetreten. Das hat er mir gesagt mit der Bemerkung: „Das wird dich nicht erfreuen.“ Stimmt, erfreut hat mich das nicht. Doch ich habe seine Entscheidung respektiert. Ein Satz von ihm hat mich aber stutzig gemacht: Die Mitgliedschaft in der Kirche brächte ihm nichts; davon hätte er keinen Vorteil. Ich habe vorsichtig dagegengehalten: „Wenn es dir im Augenblick nichts bringt, dann vielleicht anderen“.

Andere weiter unterstützen, auch wenn man selbst gerade nicht davon profitiert

In meinem Berufsleben als evangelischer Pfarrer habe ich viel Zeit und Engagement in die Arbeit mit Kindern und Jugendlichen investiert – in Gruppenabenden und Zeltlagern, bei Jugendfreizeiten und Kirchentagen. Wenn die Eltern dieser Kinder, sobald ihre Kinder von dem kirchlichen Angebot nichts mehr hatten, ausgetreten wären? Sie hatten ja nichts mehr davon. Wenn alle Jugendlichen, nachdem sie erwachsen geworden sind und Geld verdienen der Kirche gekündigt hätten – bringt ja nichts -  dann wäre es um die Kirchengemeinden schlecht bestellt. Die Angebote in Jugendarbeit und in Kindergärten, in Freizeiten und Bildungsfahrten hörten bald auf. Und so ähnlich würde es auch den vielen Fördervereinen gehen, die sich in Schulen und sozialen Belangen engagieren.

Egoismus führt nicht zum Lebensglück

Ich finde den Blick auf den eigenen Vorteil zu eng. Egoismus führt nicht zum Lebensglück. Es bedarf auch immer des weitsichtigen Blicks auf die anderen. Solidarität ist besser. Der Weg vom „Ich“ zum „Selbst“ führt über das „Du“. Diese Einstellung hat sich in meinem Leben bewährt. Glücklich sein hat auch immer etwas mit glücklich machen zu tun. In den Seligpreisungen Jesu klingt das so: Glückselig sind diejenigen, die von Herzen freundlich sind. Sie werden die Erde erhalten. (Matthäus 5,5)