Jeder Mensch bleibt ein Rätsel

Er war ein Wunder an Mensch. Dachte ich. Klug, ein großartiger Fußballer. Immer charmant und hilfsbereit. Aber dann, vor knapp zwei Jahren, fand man kinderpornographische Bilder auf seinem Handy. Er wurde angezeigt, verschwand aus der Öffentlichkeit und stand jetzt vor Gericht: Christoph Metzelder wurde verurteilt. Seine Strafe ist zur Bewährung ausgesetzt. In wenigen Stunden fiel er von Hundert auf Null, sozusagen. Und was mache ich jetzt mit meiner Zuneigung zu ihm?

Jeder Mensch bleibt ein Rätsel. Wir können noch so viel von einem Menschen kennen - er oder sie bleibt ein Rätsel, manchmal auch sich selber. Wer weiß schon, wie er oder sie sich verhält, wenn eine große Versuchung kommt? Das ist keine Entschuldigung für gar nichts, nur eine Feststellung. Von anderen kennen wir oft nur die Oberfläche. Dann stürzt ein Mensch wie Metzelder über sein Verbrechen. Und wird verurteilt, zu Recht. Sein Ruf ist zerstört, vermutlich für immer. Das muss er sich selber zuschreiben, hat er vor Gericht gesagt.

Ich bin enttäuscht. Und will mich lieber den Opfern zuwenden - allen Opfern von Missbrauch, auch denen im Raum der Kirchen. Sie brauchen unser Verständnis und unsere Hilfe. Weil sie ihr Leben lang leiden werden. Und doch hoffe und bete ich, dass Gott sie immer fest an seiner Hand hält, ihnen auch Frieden schenkt. Und etwas Unbeschwertheit, wenigstens manchmal. Wer einem Kind schadet, sagt Jesus (Matth. 18,6), gehört bestraft. Denn Kinder brauchen unseren Schutz. Geben wir alle gut auf sie acht. Und Gott helfe uns dabei.