Im Geist nah sein
Margit ist eine Teilnehmerin in einem Online Kurs. Es ging darum, auch in schwierigen Zeiten eine innere Balance zu halten. Sie erzählt: Es fällt ihr ganz besonders schwer, dass sie ihre Mutter nicht besuchen kann. Die wohnt ein paarhundert Kilometer weit weg in einem Pflegeheim. Die Mutter bekommt alles mit, was um sie herum vorgeht und macht sich große Sorgen. Normalerweise würde Margit, ihre Tochter, sich ein paar Tage frei nehmen und bei ihr bleiben. Das geht jetzt nicht.
Hätte ich doch...
Vieles, was Margit sich schon vorher überlegt hatte, was sie eigentlich dringend mal machen wollte, dafür ist es nun zu spät. Einen Job in der Nähe ihrer Mutter suchen – oder für ihre Mutter einen Platz im Pflegeheim hier bei ihr in der Nähe finden, zum Beispiel. Jetzt kommt Margit kaum noch zur Ruhe, macht sich Sorgen und Vorwürfe. Dass das nicht hilft, weiß sie selbst. Aber wie soll sie damit aufhören?
Gedanken sind wirkende Kräfte
In einem Gottesdienst habe ich den Satz gehört: „Ich bin bei euch alle Tage, bis ans Ende der Zeit“. (Matthäus-Evangelium 28,20) Er ist mir nicht mehr aus dem Kopf gegangen. Das sagt nämlich der auferstandene Jesus, der nun gerade nicht mehr bei ihnen sein wird, zu seinen Jüngern. Ich finde: Das ist eine ganz ähnliche Situation wie bei Margit und ihrer Mutter: Obwohl sie körperlich nicht da sein kann, ist sie doch „im Geiste“ ganz viel bei ihrer Mutter.
Ich bin bei euch alle Tage
Was das konkret heißt? Ihre Mutter kann sich an schöne gemeinsame Tage erinnern und sich auf die, die wieder kommen werden, freuen. Sie kann sich überlegen, was ihre Tochter ihr sagen würde, wenn sie da wäre.
Und Margit hat ja genug Spuren und Zeichen im Leben ihrer Mutter gelassen. Darauf muss sie jetzt vertrauen. Ihre Mutter kann ihre Gegenwart auch spüren, wenn Margit nicht körperlich anwesend ist. Das ist eine Botschaft, die für mich ganz im Zentrum des christlichen Evangeliums steht: Jemand kann auf eine nicht-körperliche Art sehr nahe sein und hilfreich und gut auf uns wirken.