hr4 ÜBRIGENS
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Pawlik, Bettina

Eine Sendung von

Katholische Gemeindereferentin im Ruhestand

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Das Leben hat kein Geländer?

Meine kleine Nichte hat im letzten Winter laufen gelernt. Ich bin immer sehr gerührt, wenn ich so etwas sehe. Kleine Kinder stehen immer wieder auf, wenn sie umfallen.

Bei meiner kleinen Nichte war es auch so. Sie hat es immer wieder versucht, aber sie kam nicht so recht vorwärts. Da hat ihr Vater ihr seine Hand hingehalten. Blitzschnell hat sie zugegriffen, sich hochgezogen und ist dann frohgemut davongewackelt. An seiner Hand, aber immerhin auf ihren eigenen zwei Beinen.

Eine Hand, die uns hält

Ich finde, das ist ein wunderbares Bild für das Leben überhaupt. Wenn wir vorwärts kommen wollen, brauchen wir einen Halt, eine Stütze. Natürlich können wir als Erwachsene alleine laufen. Aber wenn wir im Alter wieder etwas wacklig werden, sind wir froh, wenn es eine Hand gibt, die uns stützt, oder ein Geländer, an dem wir uns festhalten können.

Momentan fehlt uns der Halt

Vor vier Wochen ging es in einer Talkshow im Fernsehen um Gefahren im Leben. Da hat einer der Teilnehmer einen österreichischen Dichter zitiert: „Das Leben hat kein Geländer.“ Der Satz hat mich einige Zeit beschäftigt. Ja richtig, gerade in Krisenzeiten wie eben kommt uns das so vor. Viele vermissen einen festen Halt, ein Geländer, an dem sie sich entlanghangeln können und das ihnen hilft, die schwierige Zeit zu überwinden.

Festhalten am Stab des guten Hirten

Mir ist in der letzten Zeit immer mehr klar geworden, dass es für uns Menschen doch einen Halt geben kann. Das kam mir beim Beten der Psalms: „Der gute Hirt“ (Psalm 23) in den Sinn. Dem Dichter des Psalms erging es anscheinend wie mir. Er war unsicher und hatte Angst. Da hat er gesagt: „Auch wenn ich gehe im finsteren Tal, ich fürchte kein Unheil; denn du bist bei mir, dein Stock und dein Stab, sie trösten mich.“ (Psalm 23,4)

Mich trösten solche Worte. Da war ein Mensch, dem ging es wie mir. Und der hat einen Halt im Vertrauen auf Gott gefunden. So, wie meine kleine Nichte die Hand ihres Vaters packte und sich daran festgehalten hat, so darf ich auch nach der Hand des Vaters im Himmel greifen. Und ich glaube, dass er mich hält.